Wir ziehen weiter!
Die 74 Seemeilen bis nach Ua Pou wollen wir nun in Angriff nehmen. Dafür werden wir auch die Nacht brauchen. Allerhopp!

Hier sind alle französisch-polynesischen Archipele zu sehen, bis auf das Archipel der Gambier Inseln. Das schließt sich noch weiter unten rechts an, wird aber nur von ganz wenigen Seglern besucht, weil es so weit ab vom Schuss ist. Und durch Wind und Strömung von den Marquesas, Tuamotus und den Gesellschaftsinseln nicht wirklich gut zu erreichen ist. Das ist ja überhaupt immer so ein Problem. Neben den Wirbelsturmzeiten, die unser Fortkommen reglementieren, sind es eben auch vorherrschende Winde, Wellen, Strömungen und Wettergeschehnisse, die bestimmen, wann und wo wir überhaupt hinsegeln können. Also mal eben sagen, wir segeln von A nach B und dann nach C, geht eben nicht. Und die Fragen, wo können wir ankern, gibt es Marinas und ist da und dort vielleicht alles schon voll, schränken uns nochmal mehr ein. Aber nun segeln wir los zu der Insel, die auch als Jurassic Park Insel bezeichnet wird. Ganz besondere Felsformationen erwarten uns dort. Der Chansonier Jaques Brel ließ sich beim Anblick der Felsen dort zu seinem Lied „ La Cathédrale“ inspirieren. Ich bin ja echt gespannt! Klaus auch!
Zur Abwechslung soll ich heute mal den Anker am Steuerstand hochziehen und Klaus steht vorne und gibt mir Anweisungen, ob vor, zurück, rechts oder links ich das Boot hinsteuern muss, um die Kette beim Einholen zu schonen. Wir tauschen heute also mal die Positionen. Und, ich soll die Wegstrecke nach Ua Pou am Plotter setzen. Mit Klaus‘ Hilfe gelingt es. Dann starten wir die Motoren, ich hebe den Anker, das klappt gut, und wir tuckern aus der Bucht raus.
Plötzlich schmeißt Klaus einen unserer Fender über Bord und meint, Mann über Bord, jetzt mach mal… 😳. Oh Schreck!!! Ich habe alles, fast alles vergessen, wie dieses Manöver zu fahren ist. Wo ist die Mob Taste? Wie weit fährt man erst noch von dem Fender weg? Gegen den Wind anfahren? Ach ja! Kurz vor Aufnahme die Motoren ausschalten, damit der zu Rettende nicht zerhexelt wird! Jepp, das wusste ich noch! 😌 Nun ja, beim zweiten Anlaufen ist die Boje wieder an Bord. ✅ Gut, jetzt will ich aber weiter! Es dauert nicht lange, da begegnet uns ein Squall.
Und klaro, der Regen erwischt uns.

Und schwupps, kommt auch schon der nächste Squall…
Dann ist’s aber gut, und wir segeln recht flott weiter. Zu flott dürfen wir nun aber auch nicht sein, sonst erreichen wir Ua Pou noch bevor es hell wird.

Ich halte Nachtwache, Klaus versucht zu schlummern. Aber so wirklich funktioniert das nicht. Bei einer einzigen Nacht sind wir nicht mal eben in unserem bewährten Wach- und Schlafrhythmus drin. Egal, wir segeln weiter, unser Autopilot steuert und lenkt. Von der Besegelung haben wir nur das Jib gesetzt. Wir haben keine Eile und wollen keinen Stress. Und dennoch ist Ua Pou noch in Dunkelheit verborgen, aber schon in Reichweite. Wenn auch nicht für unsere Augen, aber doch auf unserem Plotter, ist Ua Pou gut zu sehen. Wir rollen das Jib ein, starten die Motoren und tuckern möglichst langsam Richtung Ankerbucht. Am liebsten würde ich noch viel langsamer vorankommen, um die Kulisse bei Helligkeit bestaunen zu können. Aber, unsere Müttergespräche sitzen uns im Nacken… 😆. Klaus möchte noch vorher sicher geankert haben.
Da, da, … die ersten Felsspitzen sind zu sehen, und pünktlich wie die Maurer, geht die Sonne auf. 🤩



Doch da qualmt was. Ein Feuer? 🔥

Ich muss mal heranzoomen…

Jau, da brennt‘s, rechts am Berghang. Ich glaube, das soll so nicht sein…?!?
Das Ankern klappt auf Anhieb, wobei es recht rollig und sehr windig ist. Gut, dass wir einen Katamaran haben. Viele Monos, die hier so unterwegs sind, schaukeln kräftig hin und her. Wobei wir hier jetzt ganz alleine sind. Gut! Nun wird telefoniert, noch ein paar Fotos gemacht,…


und in die Kojen gehüpft. Wir sind müde. 🥱 😴
Mittags stehen wir wieder auf der Brücke. Unser Dinghy muss mal Wasser lassen. Also hängen wir es etwas schief, damit das Wasser ablaufen kann. Ganz in unserer Nähe gibt es einen guten Tauch- und Schnorchelspot. Rechts, am Ende der Felswand, soll es von Fischen nur so wimmeln, vielleicht auch von Mantas, mit Sicherheit aber von Haien. Von großen Haien… 🦈. Ach, ich weiß ja nicht? Ich glaube, da gehen wir nicht ins Wasser, oder?
Das Feuer hingegen breitet sich immer weiter aus.

Mensch, ist das etwa da, wo Manfred der Schokoladenmann sein Anwesen hat? Das hoffe ich ja wohl nicht!!! Klaus meint, das Feuer wäre dort wo Manfred lebt und wo der Wasserfall ist, den wir erwandern wollen. Hmm… 🤔. Tja, Manfred ist mittlerweile eine deutsche Berühmtheit auf Ua Pou. Er ist berühmt für seine selbstgemachten Schokoladen aus Kakaobohnen eigenen Anbaus und für seine versauten Witze, die er ungefragt und unentwegt vom Stapel lässt. Letzteres bräuchte ich nicht, aber die vielgelobte Schokolade interessiert mich brennend. Da sind wir wieder beim Brand. Langsam aber sicher kommt das Feuer über die Bergkante rüber und nähert sich langsam unserem Tal. Aus meinem Küchenfenster, dem verspiegelten, sieht das ganze Geschehen schon so aus…


Wenn ich mir links oder rechts die Hänge so anschaue, kann ich nur sagen, da hat’s vor nicht allzu langer Zeit mal ganz heftig gebrannt.


Es ist gerade Sommer auf der Südhalbkugel, und auch hier leidet die Natur unter Trockenheit. Da reicht dann oft schon ein Funke, und es brennt wie Zunder. Der Witz ist, die Einheimischen entzünden ununterbrochen kleine Feuerchen, um sich von unliebsamen Grünabfällen und sonstigem Zeugs zu befreien. „Müllmenagement“ im Kleinen sozusagen, fast wie auf den Malediven. Bei den Winden, die hier so herrschen, eine gefährliche Sache!

Die Sonne geht unter im Jurassic Park, die Dinos legen sich zur Ruh… 🦖 🦕, und wir bald auch. Wir beobachten erstmal noch unseren Schwojenkreis und schauen ob der Anker auch hält, bei dem vorherrschend rolligen Wasser. Morgen fahren wir dann mal an Land. Einen kleinen Supermarkt soll es geben, vielleicht können wir unsere schwindenden Vorräte etwas aufbessern und fragen, wie dass mit dem Feuer so bei Manfred aussieht. Manfred ist schon ein alter Mann und Raucher 🚬. Vielleicht hat er ja den Brand verursacht??? Wir werden sehen… Gute Nacht fürs erste. 🥱😴🥱😴
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