Bevor ich der Hai-Frage nachgehen werde, wird heute erstmal Wäsche gewaschen. Und da die Rümpfe schon wieder mies aussehen, geht’s hiernach directement ins Wasser. Ein richtiges Algenbärtchen ist gewachsen und kreisrunde, schwarze Punkte sind entstanden. Pfui, die müssen weg! Mit Schaber und Schwamm schreite, beziehungsweise flossel ich zur Tat. 🤿 Bis ich die Rümpfe so habe, wie ich sie haben will, vergehen bestimmt zwei Stunden. Zwischenzeitlich gesellt sich auch Klaus zu mir ins Wasser und reinigt mit einem großen Schwamm 🧽 das Antifouling vom Unterwasserschiff. Auch dort hat sich eine grüne Algenschicht draufgelegt. Nach Stunden krabbeln wir wieder an Deck und machen nun uns wiederum sauber. Ein ewiger Kreislauf… Was vielleicht noch neben und unter Klaus und mir so im Wasser schwimmen könnte, haben wir uns erst gar nicht gefragt. Nesseltiere jedenfalls nicht, wir konnten ohne großes Gepieke arbeiten. Dann wird gekocht. Es gibt Lammwürstchen mit Kartoffelbrei und einer Tomaten-Käsesauce. Der Nachmittag zieht ins Land, aber Holger ist noch nicht zurück. Klaus soll ihn doch mal fragen, ob wir ihn mit unserem Dinghy vom Kai abholen sollen? Postwendend kommt die Antwort: JA ! Allerhopp, dann mal ab durch die Mitte. Die Wiedersehensfreude ist auf beiden Seiten groß. Und da wir uns sooo viel zu erzählen haben, kommt Holger auch erstmal mit zu uns aufs Boot zum Klönen und Schnacken. Bei Eistee und Cola werden fast alle Fragen beantwortet. Wie war seine Fahrt durch den Panamakanal? Wie das darauffolgende Solosegeln erstmal bis Galápagos? Wie war’s auf Galápagos? Wie die weite Strecke alleine bis zu den Marquesas? Wie lange ist er jetzt schon hier? Und was hat er auf Tahiti gemacht? Stopp, jetzt reicht’s! ❌ Er hat ja auch noch viele Fragen an uns! Zusammengefasst hat er alles gut gemeistert. Galápagos hat ihm gut gefallen, hier ist er schon einige Wochen und hatte auch schon seine Partnerin mit an Bord. Auf Tahiti hat er sich ne kurze Auszeit vom Boot genommen, ein schönes Hotel gebucht und Tahiti Down Town erkundet, plus ein paar Sachen fürs Boot gekauft. Soso… Wir quasseln bis in den Abend hinein. Richtig schön ist das❣️Und morgen Abend gehen wir gemeinsam Pizza essen. 🍕 Er weiß genau, wo es hier eine wirklich gute Pizza gibt.
Guten Morgen Polynesien, gute Nacht Deutschland und Europa. Wir führen ein laaanges Telefongespräch mit Janek, über die Lage der Nation. Er ist ziemlich gefrustet über das politische Heckmeck und die düsteren Zukunftsaussichten für unser Heimatland. Er bekommt vollstes Verständnis von unserer Seite, denn auch wir verfolgen das Geschehen genauso genau und intensiv wie er. Das führt allerdings immer wieder zu dem Gedanken, einen Zufluchtsort zu finden, um der düsteren Zukunft Deutschlands im Fall der Fälle entfliehen zu können. Auch Holger hat schon hier und da seine Fühler ausgestreckt. So entdeckt Klaus eine Immobilienofferte, hier auf Nuku Hiva, die es in sich hat. Zwei Häuschen, ein Pool, 3.000 Quadratmeter Grund und ein unverbaubarer, fantastischer Blick auf diese Bucht. Der Preis? Machbar! Klaus versucht Kontakt aufzunehmen… Schauen wir mal 👀 👀.
Jetzt tuckern wir erstmal mit dem Dinghy an Land, um uns später mit Holger zu treffen, zuvor aber noch etwas Sightseeing zu machen. Klaus möchte einmal bis zur Tankstelle laufen, ich möchte danach hoch zum größten Tiki der Marquesas. Ach was sage ich? Von ganz Polynesien!




Witzige Kakteen, wie lange, gebogene Monsterfinger oder E.T.‘s Zeigefinger, begrenzen den Weg. (E.T. nach Hause telefonieren…) Etwas später kommt die Tanke, und wir erkunden die Möglichkeiten des Anlegens mit unserem Dinghy. Nicht einfach, aber machbar. Hier ist nämlich auch der Anleger für das Postschiff, welches unsere je 38 Kilo schweren Batterien mitbringen wird. Hier müssen wir dann am 25. Februar mit unseren Pässen stehen, um die Ware in Empfang nehmen zu können. Alles klar soweit. Jetzt geht’s zurück und hoch zum Tiki.


Tja, dieses Tiki mit dem Krieger im Rücken ist noch sehr jung. Ein Künstler der Insel schuf dieses Monument im Auftrag des Bürgermeisters, welches dann 2017 eingeweiht wurde. Unübersehbar ist hier eine Frau dargestellt worden, die fähig sein soll, mit ihrem Busen den gesamten Pazifikraum stillen zu können. Na, da hat sie ja gut zu tun… 🤭. Von hier oben gibt es aber auch einen sehr schönen Blick über die Bucht und den Ozean dahinter.





Letzte Sonnenstrahlen streicheln für heute über die Bucht, bevor die Sonne untergeht und wir wieder hinuntersteigen werden. 18:00 Uhr ist Treffen mit Holger angesagt. Doch was ist denn da los, am Dinghy Dock?


Fischer sind vorhin zurückgekommen, zerlegen ihren Fang und…


entsorgen die Abfälle im Wasser. Und was schwimmt da im Wasser?

DAS:



Ein Haifischbecken❗️Immer wenn wieder etwas hineingeworfen wird, fängt das Wasser an zu brodeln, und die Haie kämpfen um jedes Stück. Und es sind große Haie❗️Keine kleinen Riffhaie, nein, große, kräftige Grauhaie …, durchaus gefährliche Tiere.

Und jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen, in diesem Wasser waren wir stundenlang. 🫢 Ich dazu noch mit leuchtend gelben Flossen. Sowas soll Haie interessieren und anziehen. Na Prost Mahlzeit‼️ Aber wie heißt es hier so schön? Mädle, das ist ein Meer, und im Meer hat‘s Haie. Punkt! Ich glaub‘ ich will neue Flossen, dunkle… 😝.
Bei diesem Wassergewühle habe ich Holger ganz und gar vergessen. Der kennt dieses Gemetzel bereits zur Genüge, und so laufen wir jetzt mal schleunigst zur Pizzeria.

Und wer sitzt da hinten, mit dem karierten Hemd und dem grauen Bart? Mitch, der Amerikaner aus Panama. Den lernten wir in der Shelter Bay Marina kennen, auch ein Segler, der durch den Kanal wollte und uns haargenau schilderte, was man alles zu Essen auf seinem Boot bräuchte, um die Leinenhänder und Advisor zufriedenstellen zu können. Er ist uns lebhaft in Erinnerung geblieben, und nun treffen wir auch ihn hier wieder. Lustig! Das Lokal ist nett und das Essen ist sehr lecker. Außer selbstgemachter Steinofenpizza kann man auch viele andere, leckere Gerichte bestellen. Ich lasse mir Thunfisch 🍣 Sashimi, auf Salat, mit Reis und köstlichem Broccoli schmecken. Herrlich❣️Auch viele Einheimische lassen es sich hier schmecken. Eine jüngere Frau ist so angeturnt, dass sie einen verführerischen Tanz aufführt…

Wir werden bestens unterhalten. Auch Holger trägt gut dazu bei. Er ist schon auch ein ganz besonderer Typ. Ein Berliner, mit bunter Vergangenheit. Als Statiker fing er mal an, wurde parallel cooler Club Besitzer, in der Berliner Club Szene. Kennt sich aus dieser Zeit mit Drogen, Tattoos und “Unterwelt” gut aus. Lernte ein Zahnarztpaar kennen und plante und baute ihnen eine ganz besondere Praxis und kam so zu seinem vorerst letzten Beruf, dem Planen, Organisieren und Bauen von Kliniken für Mund-Gesichts- und Kieferchirurgen und Zahnärzte. Der Club ist längst verkauft, dafür ein hochseetüchtiges Segelboot gekauft. Von Berlin gestartet, segelt er nun als Einhandsegler um die Welt. Er ist ein absoluter Machertyp, wenn auch etwas schwierig… Dieses Segeln, so ganz alleine, dient ihm auch zur Selbstfindung und Therapie. Denn mit Menschen hat er so seine Schwierigkeiten. Zu Hause wartet seine Freundin, eine Psychologin darauf – wie passend – dass er dann irgendwann mal fertig ist mit der Segelei und sie ihren Lebensabend gemeinsam verbringen können. Zwischenzeitlich kommt sie ihn immer mal wieder für ein paar Wochen besuchen. So auch hier auf Nuku Hiva. Ihn treiben aber schon wieder ganz andere und neue Ideen um. Humanoide Robotertechnik für Altersversorgung und Betreuung, wäre dann gerne sein nächstes Projekt und Lebensthema. Mal sehen, ob wir davon noch etwas mitbekommen werden? Auch er will im Herbst nach Neuseeland aufbrechen, genau wie wir. Das muss ich doch immer und immer wieder feststellen! Nicht nur spannende und exotische Länder lernen wir kennen, auch die interessantesten Menschen, mit außergewöhnlichen Lebensläufen, kreuzen unsere Wege. Das macht schon richtig viel Spaß ❣️
Dann geht’s zurück zum Dinghy Dock, jeder besteigt sein Beiboot, und Holger saust im Dunkeln zurück zu seinem Boot. Wir nicht… Wir würden zwar auch gerne, aber unser Heckanker lässt sich nicht mehr hochziehen. Der muss sich mit irgendwas am Grund verknoddelt haben. Mensch, genau davor wurde doch gewarnt… Nun ja, Klaus zieht und zieht, stöhnt und ächzt, und hält plötzlich den kleinen Anker samt Kette in Händen. Die Leine, eine wirklich gute Leine, ist abgerissen. Sie lässt sich ums Verrecken nicht mehr vom Grund lösen, hängt aber noch mit ihrem anderen Ende an einer kleinen Boje fest. Ein Messer haben wir leider nicht dabei, so lassen wir sie vorerst mal hängen und beschließen sie bei nächster Gelegenheit noch abzuschneiden, soweit es eben geht. Tschau, du wunderbare Leine 😔, wir müssen jetzt ins Bett!
Gute Nacht 🌙.
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