Kevin allein zu Haus?

Nein, nein! 😂
Kevin hat seine Frau, und die ist von hier. Wir sind nun auch wieder hier,


in der großen Bucht, und ein Kreuzfahrtschiff ebenfalls


Dann holen wir Kevin, den Spectra Mann mal ab, und seiner Frau bringen wir 2 SĂ€cke StinkewĂ€sche mit. Sie fĂŒhrt die Laundry hier in der großen Bucht. Wie praktisch, wenn der Wassermacher streikt. Kevin ist Amerikaner, etwa in unserem Alter und wegen der Liebe vor 16 Jahren hier hĂ€ngengeblieben. Er ist ein ruhiger und netter Mann, auch seine Frau gefĂ€llt uns gut. Na, da wollen wir mal mit ihm zusammen zurĂŒck zu Yuti, vorbei an der tĂ€glichen HaifĂŒtterung und uns dem Delinquenten Watermaker widmen.
Kurze Zusammenfassung:
FĂŒr die Undichtigkeiten braucht’s neue ZufĂŒhrungsrohre samt Dichtungen. Das kann Kevin in den USA bestellen und sich in ca. 2 Wochen herschicken lassen. Die Pumpe mit ihren QuĂ€lgerĂ€uschen wird ausgetauscht. Klaus hat ja noch eine neue in petto. Okay ✅. Das bedeutet, der Wassermacher wird noch fĂŒr eine geraume Zeit nicht zur VerfĂŒgung stehen. Da mĂŒssen wir mit Sicherheit nochmal Wasserholen gehen.
So, wir bringen Kevin wieder zurĂŒck, er wird alles Nötige bestellen, und vom Markt holen wir uns noch Bananen und Pampelmusen und von den Fischern eine Rotbarbe.

Die werde ich auch gleich frisch zubereiten, denn ausgenommen und entschuppt ist sie bereits. Die Fischer hantieren Ă€ußerst geĂŒbt mit ihren scharfen Messern, und die, die die Fische mit DrahtbĂŒrsten entschuppen, sind ĂŒber und ĂŒber mit Fischschuppen besudelt. Schöne Sauerei! Ob die ĂŒberhaupt jemals noch in ihrem Leben nicht nach Fisch riechen werden? Ich glaube nicht. Schon wenn ich nur diesen einen Fisch versuche zu filetieren, dufte ich lange noch danach. Und da ich heute ein neues, super scharfes Messer benutze, skalpiere ich mir noch gleich mal den linken Ringfinger. Auweia! đŸ©žđŸ©čBlutwurst steht eigentlich nicht auf dem Speiseplan. 🙈
Am spĂ€teren Nachmittag sind wir bei Brigitte und Gerald zum Glas Wein eingeladen. Wein vom Atoll Rangiroa der Tuamotus Inseln. Unglaublich aber wahr, auf einem SĂŒdseeatoll wird Wein angebaut, und das mit wachsendem Erfolg. Ein Franzose steht hinter diesem spektakulĂ€ren Projekt, und die beiden haben sich Weinflaschen von dort mitgenommen. Wir dĂŒrfen probieren. 😊 Der Weißwein ist klasse! Aber was noch viel, viel besser ist, sind die Rosinenschnecken mit Maracujaglasur von Brigitte!! Mann sind die lecker, da reicht eine nicht aus, da muss noch eine zweite verschmatzt werdenâŁïžIch dachte wir wĂ€ren “nur” zum Wein hier?! Jetzt gibt es auch noch eine Bananen-Orangen-Ingwer-Suppe. Ach Gott, werden wir verwöhnt. 🙃 Und interessante GesprĂ€che kommen noch oben drauf. Sehr schön đŸ„°. Vieles dreht sich um die Einheimischen hier, die Polynesier. Gerald meint, je tiefer man an der OberflĂ€che kratzen wĂŒrde, desto mehr Scheiße kĂ€me zum Vorschein. Aha
 Korruption und Feindseligkeiten der Clans untereinander stĂ€nden auf der Tagesordnung. Nun ja, sie gingen ja auch schon in grauer Vorzeit nicht zimperlich miteinander um. Ich erinnere nur an die regelmĂ€ĂŸigen Menschenopfer und deren Verspeisung! Ärzte, Polizei, MilitĂ€r und Lehrer seien alle aus Frankreich abkommandierte Franzosen und Französinnen. Und viel Geld fließe von Frankreich ĂŒber Tahiti hierher. Da aber erhebliche Summen in Tahiti versacken wĂŒrden, hĂ€tten die Inseln ihre Alimente lieber direkt. Wollte ein Polynesier einen dieser Jobs ergattern, mĂŒsse er zur Ausbildung nach Frankreich. Ein teures VergnĂŒgen und fraglich bliebe, ob dieser Mensch je wieder zurĂŒck wollte? Also, ist das hier nun wirklich das Paradies? Das lĂ€sst sich nicht so einfach beurteilen. Aber eines ist zu erkennen, die Uhren ticken hier langsamer. Überarbeiten muss sich hier niemand. Wird ein Projekt mit Franzosen gestartet, schlĂ€ft es nach Abzug der EuropĂ€er wieder ein. Die Notwendigkeit der Fortsetzung wird nicht wirklich gesehen, kommt das Geld, die finanzielle UnterstĂŒtzung doch auch so geflogen
 💾. Und Fisch und Obst gibt es eh genug und fĂŒr umme, wofĂŒr also?
Die Inseln sind landschaftlich traumhaft und das Wetter ist genial. Seit wir hier sind scheint fast immer die Sonne, es weht immer ein angenehmer Wind und zu heiß wird es auch nicht. Das ist schon toll! Ein schöner Abend geht zu Ende.

Heute wollen wir noch einmal einen Einkauf wagen. Schauen wir mal, was es noch gibt. Das Versorgungsschiff war ja noch nicht da.
Jepp, die Regale sind teilweise schon ganz leer. Es gibt auch kein Mehl mehr auf der Insel und somit auch kein Baguette. Trotzdem schaffen wir es wie auch immer, eine Rechnung von ĂŒber 300,- Euro zu fabrizieren. đŸ€­ Bei dieser Summe werden wir sogar zurĂŒck zum Dock chauffiert.

Das Auto hat aber nur zwei SitzplĂ€tze, fĂŒr den Fahrer und den Beifahrer. Ich ĂŒberlasse den Beifahrersitz gerne meinem Ă€lteren Ehemann 😂 und nehme auf der LadeflĂ€che hinten Platz, zusammen mit unseren EinkĂ€ufen. Der Weg ist ja nur kurz. Am Dinghy Dock bespricht sich Klaus nochmal kurz mit Kevin und ein paar Meter weiter sitzt Holger, den ich zum spĂ€ten Nachmittag noch zu uns aufs Boot einlade.
Es wird ein sehr interessanter SpĂ€tnachmittag und Abend mit ihm! Ich berichtete ja schon, dass Holger ein besonderer und interessanter Mensch ist, und heute Abend bestĂ€tigt es sich erneut. Nur schon sein beruflicher Werdegang ist sehr außergewöhnlich. Nicht das Bauen von BrĂŒcken war sein beruflicher Start, nein, er lernte zuerst Schmied und Hufschmied. Machte dann sein Abi auf dem zweiten Bildungsweg und studierte danach Statik und Bauwesen. Was ich auch schon oft feststellen durfte, ist, dass man mit Seglern nicht viel ĂŒber OberflĂ€chlichkeiten spricht, sondern sich ĂŒber die echten und tiefergehenden Dinge des Lebens austauscht. Das finde ich richtig schön. Auch sind wir drei einer Meinung, dass das Segeln, so wie wir hier alle es betreiben, einen verĂ€ndert. Die eigenen Koordinaten verschieben sich, die Wichtigkeiten wechseln und Lebenseinstellungen sind im Wandel. Das alles macht einfach etwas mit einem! Das Vagabundenleben, die vielen Herausforderungen und die unendlich vielen tollen EindrĂŒcke, Erlebnisse und Menschen. Dieser Abend geht zu Ende und ich sinne noch lĂ€nger darĂŒber nach. Morgen holen wir noch die gewaschene WĂ€sche ab und dann schippern wir in die nĂ€chste Bucht und starten unsere Inselumrundung zum Zweiten.

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