Vorbereitungen fürs Ablegen mit ungebetenem Gast

Heute ist Sonntag, Freitag soll’s losgehen

Der gestrige Tag wirkt noch nach. Wunden werden geleckt, Schuhsohlen geklebt, nach gründlicher Reinigung versteht sich, Fotos gesichtet. War schon echt cool gestern❣️Dann setzt sich die Neugierde des Ingenieurs durch, und Klaus zerlegt die defekte Wassermacherpumpe.

Wie zuerst vermutet, ist es dann doch nicht das Getriebe, sondern der viele Kohlenstaub der abgenutzten Kohlebürsten hat zum Problem geführt.

Klaus‘ Krickeleien als Gedächtnisstütze.

Da wo der weiße Pfeil hinzeigt liegen die Kohleklötzchen. Besser Kohlebürstchen genannt. Sie dienen der Stromübertragung und nutzen sich mit der Zeit ab. Der Motor ist eben voll von diesem Staub. Klaus putzt und werkelt und hat plötzlich sein rechtes Bein voller Kohlenstaub und schreit… Ich werde wieder als Dienstleiter in den Dienst gestellt, säubere sein Bein, reiche ihm Tücher und Lappen und bekomme einen Schock, als er sich schreiend auf die Seite schmeißt. Oh Gott, was ist nun schon wieder passiert? Der Verschlussmagnet schnappte zu und sein Zeigefinger war noch dazwischen. Aua, aua, auaaaa…. Aber es blutet doch gar nicht… 🤔.

Das der Magnet solch eine Kraft haben würde, damit hat er nicht gerechnet.

Er tüftelt weiter, es wird dunkel. Soll ich jetzt noch leuchten? Nein, zum Glück, er macht morgen weiter. Drei Folgen Yellowstone beschließen den Tag.

Montag, Klaus tüftelt weiter…

und baut die Pumpe wieder zusammen. Ein Testlauf startet, sie läuft wunderbar. Jetzt müssten nur noch die Kohlebürsten erneuert werden, dann wäre sie wieder tippi toppi. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Nee, hier gibt es keine. In Deutschland wäre das überhaupt gar kein Problem. Bei Amazon und Co. gäbe es Kohlebürstchen en masse. Es gibt sogar eigens Kohlebürsten-Shops, unglaublich. Na, da kann Klaus ja schon wieder anfangen die ersten Ersatzteile nach Hause schicken zu lassen. Die nehmen wir dann mit, wenn wir irgendwann wieder in Old Germany aufschlagen.

Dienstag

Ein letztes Mal bringen wir einen Sack Wäsche zu Kevin. Gleichzeitig fragt Klaus nach seinen Nachbestellungen und den Preisen. Nee, Kevin ist noch nicht soweit. Wir gehen zum Marktrestaurant essen. What??? Um diese Zeit??? Es ist gerade mal 10:00 Uhr. ⏰ Doch, es gibt schon Mittagessen und Klaus hat Hunger. Er bestellt sich Ananas-Hähnchen mit Pommes. Hähnchen??? Ich sage nur Marie Priscille auf Fatu Hiva!!! Nö, er will es nochmal versuchen. Nein, für mich noch nicht, ich nehme ein Schokocroissant und einen Espresso. Danach, ich habe Klaus beim Hähnchen geholfen, er hat es aber tatsächlich vertragen, ohne zu würgen, laufen wir noch zur Tankstelle ans große Dock, vorbei an diesen Blütenträumen. 🥰

Es regnet ja jetzt deutlich öfter, und da leuchtet das Grün und Rot noch doller und intensiver als je zuvor❣️

Die Aranui 5 ist schon wieder da. Wir schauen ein bisschen beim Entladen zu und essen ein Maracujaeis von der Tanke. Lutsch, klecker und zurück. Zurück zu Yuti.

Mittwoch, und wieder zur Tanke

Heute steht ein bisschen mehr auf dem Programm. Zuerst werden mal wieder die verhassten Ventile der Saildrives gedreht. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, dies nun jeden Freitag zu tun, um die Ventile gängig zu halten. Pustekuchen, es sind schon wieder 2 1/2 Wochen vergangen. Trotzdem geht es einigermaßen „gut“, wenn man es so benennen will. Es bleibt eine Viecherei, besonders auf meiner Seite. Dann werden die Dieseltanks aufgefüllt. Dafür kippen wir je 2 Dieselkanister in beide Tanks. Klappt gut, wir verschütten nichts. Danach geht’s mit den leeren Kanistern rüber zum Dinghy Dock, Wäsche abholen und nach den Bestellungen fragen. Wir bekommen zweimal ein „No“. Die Wäsche wird erst morgen fertig sein, und die Preise hat Kevin immer noch nicht zusammen. Aus Frust gehen wir shoppen…

Plus Cola und Orangina und Schweppes Citrón. Also lauter gesunde Sachen! 🤣 Ach, eine Flasche Wasser ist auch noch mit dabei. Zurück beim Dinghy geht’s nun weiter zur Tanke. Dort klettern wir trotz Flut etwas mühsam die Kaimauer hoch, lassen die 4 Kanister betanken und auch den Dinghy-Benzinkanister auffüllen. Nein, ein Maracujaeis gibt es heute nicht. Zurück an Bord wird alles wieder verstaut, da, wo es hingehört. Geschafft!!! Pause 😮‍💨.
Heute Abend holen wir den Strohwitwer Gerald ab und laufen zur Pizzeria, ein Abschiedsessen soll es geben. Huch, wir bekommen den letzten freien Tisch, alle anderen sind reserviert. Glück gehabt 🍀Es wird ein redseliger und netter Abend, lecker sowieso. Gerald hat während seiner Berufszeit als Pilot sooo viel erlebt, dass er beschlossen hat ein Buch darüber zu schreiben. ✍️ Gute Sache! Währenddessen erinnert er sich an so viele, aufregende, lustige und auch riskante Erlebnisse, dass er selber der Meinung ist, sein Leben war bis jetzt richtig geil❣️Wir drücken und herzen uns und sagen adieu. Es war schön, ihn und seine Frau Brigitte kennengelernt zu haben. Vielleicht bleiben wir ja sporadisch in Kontakt? Man wird sehen….
Was ich jetzt beim Betreten an Bord im Taschenlampenlicht sehe, verschlägt mir den Atem!
Eine Kakerlaaaake❕

Großer Gott❕Blieben wir doch bis jetzt von dieser Plage verschont, und nun ist es passiert. 😨 Aber, noch ist sie draußen an Bord, und es ist nur eine. Aber wo eine ist, sollen noch 200 verborgen sein. Neeeiiiiinnnn… Sie rettet sich unter eine Backskiste, nur ihre langen Fühlerspitzen schauen noch hervor. Bewaffnet mit einem Lappen will ich sie an ihren Fühlern herausziehen. Klappt ja sowas von gar nicht. Die Fühler sind jetzt auch weg. Mann, kann die sich dünn quetschen. Mir ist überhaupt nicht klar, wo sie jetzt sein könnte. Also Rettungsinsel runter von der Kiste und selbige langsam hochheben… Da saust sie hervor, flitzt übers Deck, ich mit wehendem Lappen hinterher. Sie schlägt Haken, ich schlage Haken, dann habe ich sie und werfe sie über Bord, unzerquetscht. Den Lappen werfe ich gleich hinterher. Uiuiui, das war was!!! So, jetzt schließen wir vorsichtig die Tür auf und gleich auch wieder zu. Morgen kaufen wir uns Kakerlakenvernichter, das steht schonmal fest! Und immer wenn es dunkel wird, schaue ich jetzt ganz genau, ob sich etwas Ungebetenes bei uns bewegt. WO kam die bloß her? WIE kam die bloß her? Etwas fliegen können sie ja. Vielleicht ankern wir doch zu dicht am Land? Oder kam sie über das Dinghy zu uns? Wir werden es wohl nicht erfahren. Aber woran ich die ganze Zeit denken muss, ist die Geschichte meines lieben Schwiegervaters. Der als Kind während der Kinderlandverschickung in einem Heim lebte und des nachts großen Hunger auf Süßes bekam. Er schlich sich in die Großküche, um sich ein paar Löffel Zucker in den Mund zu schieben. Als er das Licht anknipste, sah er für Sekunden den weiß gefliesten Küchenboden komplett schwarz. Schwarz vor lauter Kakerlaken, die durch das Licht in sekundenschnelle auseinanderstoben und unter sämtlichen Schränken verschwanden. Da war ihm die Lust auf Zucker vergangen. 🤢 Ich hoffe nicht, auf Ähnliches des nachts zu stoßen❕

Donnerstag, Kreuzfahrtschiff ahoi

Heute liegt ein wirklich grooßes Kreuzfahrschiff vor Nuku Hiva in der Bucht. Das größte, das wir hier bisher gesehen haben.

Gute 2.500 Passagiere haben dort Platz, plus knapp 1000 Personen als Personal und Crew. Also mehr Menschen, als Nuku Hiva Einwohner hat. Wir wollen heute wieder an Land, um nochmal einzukaufen und die Wäsche abzuholen, auch, wenn an Land wahrscheinlich die Hölle los ist, und wir beschlossen haben erst Samstag in See zu stechen. Der Wind fordert diese Umplanung, kommt er nun erst Samstag aus der richtigen Richtung. Nun, dann stürzen wir uns mal ins Getümmel. Stopp, vorher müssen wir noch den Bugspriet vorbereiten und die entsprechenden Leinen in die Augplatten einhängen, damit wir unser Screecher wieder aufbauen können. Das machen wir mit dem Dinghy vom Wasser aus. Erledigt ✅
An Land ist schon deutlich spürbar, dass hier ein fettes Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt. Wir laufen erstmal zum erneuten Einkauf in den Supermarkt. Nochmal bunkern wir Getränke, Nudeln, Marmelade, Aufschnitt, Toastbrot, Kartoffeln, Gurken, Tomaten, Müsliriegel, ach, und noch viel mehr UND Kakerlakengift in Pulver- und in Gelform. Zurück am Dinghy Dock möchten wir gerne nochmal beim Marktrestaurant eine Kleinigkeit essen. Und tatsächlich bekommen wir einen Platz, trotz der vielen Touristen.

Extra für sie spielen heute einheimische Musiker auf. Eigentlich ganz nett! So kommen wir auch noch in den Genuss der Gästebespaßung.

Ganz schöne, musikalische Wuchtbrummen! So sehen sehr viele Polynesier aus. Sie haben echte Gewichtsprobleme. Interessant ist, dass Französisch Polynesien das einzige Land ist, das staatlich das Fasten proklamiert, es in seiner Verfassung aufgenommen hat und seinen Bürgern ans Herz legt. Ich glaube, mit keinem durchschlagenden Erfolg. 😕
Nach dem Essen geht’s wieder zu Kevin, die Wäsche abholen und die Preise einholen. Die Wäsche ist fertig, das Angebot noch nicht… 🙄. Mensch, Klaus möchte doch möglichst noch bezahlen, damit das mal erledigt ist. Kevin will ihm gleich das Angebot via WhatsApp zukommen lassen. Man darf gespannt sein. Zurück an Bord und nach einer längeren Pause, machen wir uns dran, das Screecher zu montieren. Klappt gut und ist zügig erledigt. Jetzt steht noch der Verklickerer, ganz oben am Mast, an. Der hat sich, vielleicht durch Vögel, verbogen und dreht nicht mehr einwandfrei. Um das zu richten, muss Klaus bis ganz oben in den Mast. Dann ziehe ich ihn mal hoch. Beide tragen wir unsere Sprechfunkkopfhörer und können uns so gut miteinander verständigen. Je höher ich ihn ziehe, desto mehr wird er vom Wind und dem Mastgewackel hin und her geworfen. Dabei schreit er sooo laut, dass ich den Kopfhörer am liebsten ins Wasser werfen möchte. Mann, was ist denn da los? Soll ich dich runterholen? Nein, schreit er in den Hörer, er will es unbedingt schaffen den Verklickerer zu richten, baumelt nach rechts, dann nach links und schreit wie am Spieß.
Ist es gut, dass Männer keine Kinder bekommen? Kein Kommentar! 🙈🙉🙊 Endlich darf ich ihn wieder runterlassen, aber bitte nur im Schneckentempo! Okay 👍. Dabei kontrolliert er noch das Rigging und ist dann wohlbehalten unten. Puhhh 😮‍💨! Jetzt braucht’s eine Pause, aber ehrlich! Klaus muss sich umziehen, er ist komplett durchgeschwitzt. Ich auch… 😓.
Kevin schickt dann tatsächlich das Angebot, Klaus gibt sein Okay und morgen wird noch flott bezahlt. ✅

Freitag, letzter Tag vor Abreise

Was steht noch an? Das Rädchen für den Boatspeed muss noch gesäubert und gängig gemacht werden. Doch zuvor will ich nochmal ins Wasser und die Hulls erneut putzen. Hier kannst du wirklich zugucken wie alles veralgt, unglaublich! Ich putze ringsherum und sehe, dass wir das Unterwasserschiff, die Propeller und Saildrives in den Tuamotus unbedingt reinigen müssen. Der Garten sieht schon etwas wild aus, da unten. Ob uns die Riffhaie das erlauben werden? Ich bin gespannt! Dann geht’s ein letztes Mal an Land. Kevin wird bezahlt und verabschiedet, er schickt uns die Sachen dann nach Tahiti oder zu den Tuamotus. Je nachdem wo wir besser zu erreichen sind, wenn die Sachen kommen. Gut! ✅ Ein allerletztes Mal nehmen wir Platz im Marktrestaurant und verschmatzen Thunfisch mit Pommes (Klaus) und Champignon-Hähnchen mit Reis (ich). Und wieder ein allerletztes Mal latschen wir zum Supermarkt und kaufen noch ein paar gefrorene Lebensmittel, wie Hacksteaks, Riesengarnelen und Würstchen ein. Dann geht’s zurück, zum ersten und einzigen Mal über den Festplatz von Nuku Hiva.

Hier finden wir Tikis, ein nachgebautes Gebäude auf traditionellem Steinplateau und einen Weihnachtsbaum aus lauter Austernmuschelschalen. Eine nette Idee, das mit den Muschelschalen und sehr langlebig. Auf dem Markt holen wir ein absolut letztes Mal frisches Obst und düsen zu aller, aller Letzt zurück zu Yuti. Dort wird alles final verstaut und Klaus baut mit dem Obst noch einen Tingel-Tangel-Bob. 😂 Wer kennt den noch?

Nun wird das Dinghy noch festgezurrt und drei Folgen Yellowstone geglotzt. Wir sind jetzt in der letzten Staffel bis einschließlich zweitem Teil angekommen. Diese 5. Staffel hat allerdings 14 Teile. Unterwegs herrscht jedoch TV Verbot, denn Elan Musk verlangt Offshore einfach zu viel Geld. 💸
So, das waren die Vorbereitungen für die Abfahrt, morgen programmiert Klaus noch unsere Route und dann verlassen wir das schöne Marquesas Archipel, auf der Suche nach Neuem und neuen Abenteuern. Schiff ahoi 🌊 ⛵️ 🌊 🌊 🫡


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