Sandkiste mit Stressfaktor

So, dann mal los und ab in die Sandkiste! Die Sonne strahlt vom Himmel, es weht fast kein Lüftchen und der Platz zum Putzen ist ja schon ausgemacht. Ich stehe wieder vorne und gebe Hilfestellung. Mit ordentlich Puls erreichen wir den Platz, unbeschadet. Der Anker fällt, lächerliche 3 Meter Ankerkette werden rausgelassen, bei 1,50 Meter Wassertiefe. Sofort kommen dutzende Riffhaie und checken die Lage.

Wir zögern kurz, springen aber dann doch schnell ins Wasser, um die Putzaktion zu starten. Als die Haie das ckecken, machen sie sich schnell wieder vom Acker. 😅 Putzen? Nein Danke! Die Putzerfische, oder richtig betitelt, die Schiffshalter, schauen vorbei und wollen sich an Yuti kleben. Das sind schon lustige Gesellen!

Mit den beweglichen Rippen der Kopfplatte saugt sich der Kerl an Haien, Walhaien und auch Bootsrümpfen fest. Ich habe gehört, dass sie sich auch manchmal einen Taucher oder Schnorchler schnappen. Upsi… 😝. Bei uns haben sich 2 Schiffshalter eingefunden, der eine davon hat nen echt lustigen Knickschwanz. Das sollte so wahrscheinlich nicht sein. 🤭 Die Zwei werde ich nicht das letzte Mal gesehen haben. Nun aber putzen, schrubben, kratzen und schaben wir den ganzen Tag, fast. Denn Yuti schwojet zu weit, der Anker rutscht, und sie kommt den Bommies einfach zu nahe. Klaus versucht durch Hochziehen und Auslassen der Kette, Yuti‘s Position zu verbessern. Klappt nicht. Wir ankern nochmal neu, wobei ich dafür im Wasser bleibe und Lotsin spiele. Aber auch dieses Manöver ist nicht von langer Dauer. Es gibt halt keinen stabilen Wind, der Yuti in der Spur hält. Sie dödelt eben so rum. Da hauen wir besser in den Sack und fahren zum alten Ankerplatz zurück. Die letzten Putzaktionen können wir auch dort beenden. Aber so leicht ist das nicht! Die Sonne hat sich hinter Quellwolken verkrochen und die Bommies sind fast nicht mehr zu erkennen. Klaus ruft immerzu, er wüsste nicht wo er hinfahren solle… Hallo? Ich auch nicht! Vorne stehend kann ich nur raten, wo es langgehen könnte. Dann nehme ich mir ein Herz und schrei zu ihm, rechts, noch mehr rechts, vor, links, vor, links,… und so weiter. Am Ende ankern wir unweit der alten Stelle. Puhhh, durchschnaufen. 😮‍💨 Schnell springe ich nochmal ins Wasser, um meinen Job zu Ende zu bringen. Da entdecke ich, dass sich die Ankerkette um einen tieferliegenden Korallenkopf gelegt hat. Das kann so nicht bleiben! Ich schaffe es nicht die Kette zu lösen, bis Klaus sie mit der Winsch hochzieht. Okay. 👍 Schäden am Bommie kann ich nicht entdecken. In aller Ruhe „grasen“ die Korallenkopfbewohner weiter, als wäre nichts gewesen. Ein ganz dicker Drückerfisch ist auch dort zugange. Gut! Jetzt befestigen wir noch die kleinen Fender, die die Kette vom Boden fernhalten und somit die Korallen schützen. Es ist so schön, sich mitten unter den Fischen zu bewegen. Die Schiffshalter sind gerade einfach mitgekommen, und ein, zwei Haie schauen ab und an vorbei. Super kleine Fischchen umrunden im großen Schwarm unser Boot. Schon allein das könnte ich stundenlang beobachten. Aber, ich muss jetzt raus, bin schon ein einziger Schrumpel. Geschafft bin ich ebenfalls, und der ganze Antifoulingstaub muss von der Haut und aus den Klamotten!

Geschafft! Geduscht und entschrumpelt bestaune ich das glatte Wasser.

Mensch, ist das Wasser jetzt glatt! Das ist nur ganz selten so! Klaus genießt es nach Strich und Faden und treibt völlig entspannt dahin, die Haie auch.

Klaus? 🤔
Daaa! 🤗
Unsere Kettenhochhalter.
Schön, wie sich alles spiegelt❣️
Nun ist Klaus auch wieder an Bord gekommen. Das ist auch gut so, denn bald beginnt wieder die allabendliche Jagdsaison der Riffhaie. 🦈

Jeder Moment, jeder Blick ist wohltuend für Geist und Seele❣️

Der lilane Moment…
Orange übernimmt.
Silbergrau grüßt.
Fotografischer Schlusspunkt.

Info-Tag

Was ist eigentlich ein Atoll? Ich habe es meiner Mutti so erklärt:
Man nehme eine Badewanne, setze sie in einen großen See, und fülle sie soweit mit Wasser, dass ihr Rand noch herausguckt. Dieser Badewannenrand ist das Riff mit seinen Inseln, den Motus. Tuamotus bedeutet demnach? Jepp, viele Inseln. Das Seewasser ist der Pazifik und das Badewannenwasser die Lagune. Jetzt haben einige Badewannenränder tiefe Gräben, die einen Austausch von Meeres- und Lagunenwassers erlauben. Manche Gräben sind so beschaffen, dass Boote durch sie hindurchpassen. So konnten wir in das Atoll Raroia gelangen. Übrigens, Raroia ist das Atoll, in dem einst die Kontiki von Thor Heyerdahl strandete. Das war am 7. August 1947. Damit bewies Heyerdahl, dass Polynesien auch von Südamerika/Peru aus besiedelt werden konnte.
Heute hat Raroia um die 300 Bewohner und umfasst insgesamt 280 Motus/ Riffinseln.

Das Irgendwo im Nirgendwo.

Auch interessant: Heute macht die Kokospalme den überwiegenden Bewuchs der Motus aus. Das war nicht immer so. Früher bedeckten Büsche und Bäume, Gräser und Kräuter den kargen Inselboden. Durch durchgreifende Brandrodungen wurde diese ursprüngliche Flora fast ganz zerstört und im 19. Jahrhundert flächendeckend durch Kokospalmen ersetzt. Der Kopra-Boom in Europa war der Auslöser. Aus getrocknetem Kokosnussfleisch wurde und wird ein begehrtes Öl hergestellt.
Genug gelernt. Jetzt springe ich ins Wasser und schnorchel von Bommie zu Bommie, bis fast an Land. Es ist herrlich❣️ Viele hübsche Fische queren meinen Weg. Wimpel-, Nasen-, Koffer-, Falterfische, dicke Drückerfische, Papageienfische und viele mehr. Ein dicker Drücker lässt mich gar nicht mehr aus seinem seitlichen Auge, bei bedrohlich geöffnetem Maul. Ja, die können zubeißen, wenn sie sich oder ihre Nachkommenschaft bedroht sehen. Also Uffbasse! Über einem turmartigen Bommie kreisen unzählige kleine, babyblaue, zartgelbe und türkise Fischlein, wie in einem gläsernen Turm.

So und so ähnlich sehen sie aus.

Die Sonnenstrahlen lassen sie aufleuchten und glitzern. Ich lasse mich sanft durch sie hindurchgleiten. Traumhaft❣️Glücksgefühle fluten mich. Das kommt schon ganz nah an die Malediven heran.
Die ganze Zeit über flirrt eine klitzekleine, schwarz-goldgestreifte Pilotmakrele vor meiner Taucherbrille herum. Genau so eine, wie letztens ein paar von ihnen vor dem Maul des Riffhais vorwegschwammen. Das ist voll lustig!

Dieses Verhalten wollte ich doch mal recherchieren. Und ich habe es recherchiert. Also, das sind sogenannte Pilotfische, da sie immer vor ihrem Wirt herschwimmen. Einerseits bietet der Hai ihnen Schutz vor Fressfeinden, die sich nun nicht mehr an sie herantrauen, andererseits erhoffen sie sich Reste einer Haimahlzeit zu erhaschen. Als Dank befreien sie ihre Wirte von Parasiten. Da haben sie gleich wieder was zu futtern 🤢. Tja, aber was erhofft sich der kleine Süße von mir? Ich glaube, ich werde ihn enttäuschen müssen. Wobei, als Schutz kann ich ihm durchaus dienen. Allerhopp.
Weiter verzaubern mich Korallen, kleine bunte „Tannenbäumchen“, die sich bei Berührung blitzschnell zurückziehen und fette Seegurken, die faul am Grund liegen. Zurück bei Yuti entdecke ich sofort wieder „unseren“ Knickschwanz-Schiffshalter mit seinem Kumpanen und den ein oder anderen Riffhaie natürlich auch. Das war ein wunderschöner Ausflug. Danke ❣️
Nach dem Mittagessen, Lauch-Bratkartoffeln mit Thunfischmousse und süßem Gurkensalat, wird die Drohne fertig gemacht. Lange ist‘s her, dass sie geflogen ist. Schauen wir mal…

Immer höher und höher steigt sie auf.
WOW
Yuti und der Rot-Weiße.
Schön zu erkennen, unser „Badewannenrand“.
Mal etwas näher, bitte.
Ja, so ist es gut!
Und wieder zurück. 👏

Hat richtig gut geklappt. Klaus muss sich immer erst wieder einfinden. Wie geht‘s hoch, runter, zur Seite, Foto schießen und so weiter. Gar nicht leicht und immer spannend! Wenn ich sie dann noch todesmutig eingefangen habe, ist alles okay. Prima!
Nun haben wir uns definitiv die letzten 3 Yellowstone Folgen verdient. Yeah 🥳.
Auch die sind nun geschaut. ✅
Und was kommt jetzt? 1883, die Serie wie alles begann? Ich glaube schon. 😁 Die Frage ist, verlassen wir morgen das Atoll und brechen zu einem neuen auf? So hatten wir es mal geplant….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert