Täräää 🥳. Tatsächlich, es ist soweit. Kurzentschlossen wollen wir heute aufbrechen und das zweitgrößte Atoll der Tuamotus ansteuern. Fakarava mit seiner „Wall of Sharks“ am Südpass und dem Ort im Norden, mit 850 Einwohnern und Supermärkten, Tankstelle, Müllentsorgungsstation, Restaurants und kleinen Hotelanlagen, einem Yachtservice, wo unser Paket schon auf uns wartet und viele, viele Segler vor Anker liegen. Aber Klaus hat geguckt, die meisten, zumindest die von der World ARC sind durch, oder schon im Norden des Atolls. Wir werden den Südpass anpeilen und erstmal dort vor Anker gehen. Um 14:00 Uhr soll es losgehen. Jepp, sollte es auch, um den Kanal zur passenden Zeit passieren zu können. Es geht aber ganz und gar nicht los, der Anker lässt sich nicht heben, nichts zu wollen, nichts zu machen. Ich kann sehen, dass sich die Kette wieder um mehrere Korallenköpfchen geklemmt und um einen komplett herumgewickelt hat. Was tun? Ich springe beherzt ins Wasser, sehe aber noch, dass sich unser Nachbar auch ins Wasser begeben hat. Dafür habe ich jetzt aber keinen Kopf, schwimme zur Ankerkette und betrachte das Drama. Ja, es ist wirklich ein Drama, die Kette ist mehrfach verklemmt und bei einem Korallenkopf tatsächlich einmal komplett herumgewickelt. Furchtbar! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie wir dieses Gehedder losbekommen wollen. Nun gut, wir müssen es versuchen. Ich brülle Klaus zu, wie er fahren soll und wann er die Kette hochziehen oder nachlassen muss. Er steht zwischen Steuerstand und Reling und versucht mich zu sehen und zu verstehen. Stück für Stück können wir so die Kette lösen. Für die letzte Komplettverwickelung muss Klaus das Boot einmal im Kreis um den Koralkenkopf lenken. Keine leichte Aufgabe. Die Kette muss rechtzeitig gelüpft werden, damit sie sich nicht erneut verklemmt, aber auch schnell wieder gelockert werden, um aus der Verklemmung rausrutschen zu können und nicht die Ankerwinsch zu beschädigen oder gar herauszureißen, falls die Kette weiter festklemmt und am Boot reißt. So ist einem anderen Segler schon mal die komplette Ankerwinsch herausgerissen. Wäre ich nicht im Wasser, mir würde der Schweiß nur so laufen… Ich brülle weiter meine Kommandos, Klaus manövriert gefühlvoll, und tatsächlich gelingt es uns den Anker schlussendlich zu heben. Meine Güte, das war jetzt aber was! Und gedauert hat’s. Die Zeit, um durch die Passage zu gehen läuft langsam aber sicher ab. Witzig war es zu beobachten, dass etliche Fische während der ganzen Aktion völlig unerschrocken an den beteiligten Korallen weitergeknabbert haben. Jetzt aber schnell aufs Boot, abduschen, dem netten Nachbarn einen Dank für seine Bereitschaft zu helfen rüberrufen, Klamotten an und vor zum Bug, Ausschau halten. Los, flotti karotti zum Durchgang! Zwei andere Boote haben wohl die gleiche Idee, sind aber schon längst durch. Ach herrje, dass sieht aber schon sehr, sehr wild aus? 😬

Und ich stehe da vorne und kann jetzt nicht mehr weg, sonst würde ich sicher über Bord gehen. Also festhalten, Augen zu, nein Augen auf und durch…
Nun ja, bin ja alte Voltigiererin und fühle mich in meine Jugend zurückversetzt. Stehen auf galoppierendem Pferd, kommt der Sache schon ganz gut nahe. Bloß kommen die Wellen von allen Seiten und klatschen mich total nass. Das war beim Voltigieren nicht so. Ich kann immer schon sehen, welche Welle mich gleich erwischen wird. Bis auf die, die unterm Boot durchgehen und durchs Trampolin wieder hochspritzen und mich dann von hinten erwischen. 🌊 Also ich bin zum zweiten Mal an diesem Tag klitsche klatsche nass und kann erst nach vollständiger Passage wieder den Ausguck verlassen, nach hinten wackeln und mich erneut trockenlegen und das Salz aus meinen Augenbrauen streichen. 🤓
Puhhh, das war jetzt was… Doch nun sind wir draußen und segeln nur mit Jib, gaaanz gemütlich die 48 Seemeilen bis zum Südpass von Fakarava. Um 8:00 Uhr morgen früh sollten wir dort sein, so Klaus Berechnungen. Da lassen wir die beiden Segler von eben und einen weiteren, der heute Morgen vorbeizog, ziehen. Was soll die Eile, wenn man dann vor dem Pass steht und noch stundenlang warten muss….
Unterwegs werden wir noch Zeugen einer wilden Hochseejagd. Thunfische gehen bei einsetzender Dämmerung auf Fischfang, schießen manchmal sogar aus dem Wasser und locken damit eine Schar Noddis und anderer Seevögel an.


Nach diesem Jagdspektakel geht es wesentlich ruhiger voran. Geruhsam segeln wir durch die Nacht, mit 2 Knoten Speed over Ground und 1,5 Knoten Gegenströmung.
Fast wie in Kroatien…
kommen die Boote auf die Südpassage zu. Mit uns sind es schon 5 Boote, die alle nach Fakarava hineinwollen. Wieso wie in Kroatien? Da sind wir ja hin und wieder mit nem Charterboot gesegelt, bevor wir uns auf dieses Abenteuer eingelassen haben. Und dort war es am Nachmittag immer so, dass alle Segler noch ein Plätzchen in den Marinas ergattern wollten und aus allen Himmelsrichtungen auf die Häfen zufuhren. Wer zuerst kam, hatte meist noch einen Platz sicher. Hier und jetzt kommt es mir ähnlich vor. Am Südpass gibt es 4 Mooringbojen, und wer zuerst durchfährt, hat vielleicht Glück eine zu erhaschen. Wir halten uns vornehm zurück und lassen aus genügend Abstand den anderen den Vortritt.

Es ist eh noch nicht soweit, wir haben Zeit.



Jetzt ist es soweit, wir fahren durch und werden die Abkürzung nehmen.

Es geht ganz gut hindurch und vorbei an kleinen Hütten, dem Tauchclub, einer Bar, einem Restaurant. Idyllisch ❣️

Das ist die berühmte „Wall of Shark“ Passage? Die habe ich mir viel größer vorgestellt, echt. Sie kommt eigentlich ganz heimelig daher.
Wir biegen um die Kurve und zappalot, da muss Captain Klaus aber Gas geben! Uns kommt ein starker Gegenstrom vor‘s Boot. Alle Maschinen volle Kraft voraus! Nein, so schlimm ist es nicht, aber ich bekomme vorne stehend schon mit, dass Yuti etwas zu kämpfen hat. Dann sehen wir auch schon die vielen, vor Anker liegenden Boote. Ich würde mal sagen 7 sind es bestimmt, und die 4 Bojen natürlich belegt. Wir fahren an allen vorbei und nehmen ein freies Plätzchen, dicht am „Badewannenrand“, in Beschlag. Das klappt auch gut, der Anker hält.


Es ist jetzt gerade viertel nach neun und nach einer kleinen Adrenalinpause geht’s auch gleich weiter. Wir wollen unbedingt noch den Pass beschnorcheln. Gerade passt das Wetter, und die nächste Flut ins Atoll hinein ist am Nachmittag. Also ab ins nächste Abenteuer, zur Wall of Sharks, zitter, schlotter, schwitz… Wir schmeißen uns ins Dinghy und düsen zurück zum Südpass. Unterwegs rufen wir noch einem Tauchlehrer zu, ob das jetzt auch die richtige Zeit ist. Er meint so in ner Stunde… Huch, wir fahren in den Pass hinein und machen uns erstmal an einer Boje fest und warten ab. Dann macht sich Klaus fertig, gleitet ins Wasser und testet die Lage. Nee, alles klar, passt. Es herrscht gerade gar keine Strömung und wenn, dann eher hineinfließend. Alles rodscha in Kambodscha, auch ich lasse mich mit einer Rolle rückwärts ins Wasser plumpsen. Gesichert am Dinghy schnorcheln wir nun ganz gemächlich durch den Pass. Zur Mitte des Passes hin wird es dunkelblau. Da können wir nicht wirklich was erkennen.



Nur so viel, Haie sind hier schon einige! Aber eine Wand aus Haien, wie diese…

Bei uns sieht es eher so aus:

Sie schwimmen schon auch zu uns hin, biegen aber bisher immer rechtzeitig ab und verschwinden wieder im dunklen Blau.
Aber zum Rand des Riffs hin erschließt sich uns eine Korallenlandschaft der besonderen Art.

Über und über ist die ansteigende Wand bewachsen. Dicht an dicht sitzen hier intakte Korallenköpfchen eng beieinander, und eine muntere Fischwelt schlägt uns in ihren Bann. Absolut Fantastisch❣️


Hier sind jetzt aber nicht nur einzelne Fische unterwegs, nein ganze Schwärme kommen uns entgegen. Super toll!!!

Ganze Trupps von Meerbarben sind unterwegs. Wenn man genau bei dem nächsten Video hinschaut, kann man bei einigen wenigen Barben, weiße zappelige Fühler erkennen, die nach vorne gestreckt werden. Was ist das? Das sind die am Kinn sitzenden Barteln. Diese Barteln werden beim Schwimmen eng an den Körper gelegt und zur Nahrungssuche nach vorne unten gestreckt. Es sind mit besonders vielen Geschmacksknospen besetzte Tastorgane, um im Sand und zwischen den Korallen versteckte Würmer, Weichtiere, Krebse und Fische aufzuspüren.
Interessant, wie unterschiedlich die Szenerie wirkt, je nach Lichteinfall. Da oben kommt jetzt alles ganz grün rüber. 🤔






Hat der den gerade abgebissen??? Nee, es ist nur die Perspektive! 😂

Ich liebe diese netten Scherenschwanz-Sergeanten. Sie sind überhaupt nicht scheu und schwimmen so munter und lustig durchs Wasser, immer auf der Suche nach Zooplankton. Zu nett❣️




Ein Riesendrückerfisch hat gleich ein ganzes Korallenstück abgebissen.

Wir sind durch, schwimmen aber gleich nochmal zum Beginn der Passage, ziehen das Dinghy hinter uns her und lassen uns ein zweites Mal durch den Kanal treiben. Ehrlich, wir können gar nicht genug bekommen, so schön ist es❣️Das ist mit Abstand der bisher beste Spot zum Tauchen und Schnorcheln von allen bisherigen Atollen. Vielleicht auch von den noch kommenden? Wir werden sehen. Beseelt und glücklich geht’s zurück zu Yuti. Ich kratze noch die letzten Reste zusammen und fabriziere etwas zu essen. Dann fallen wir völlig erledigt in unsere Kojen und schnorcheln um die Wette, diesmal aber im Bette. 😴😴 Guats Nächtle.
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