Und wo geht’s jetzt hin❓

Erstmal wieder zu Joséphine! Das 4. und letzte Mal, ein Abschiedsessen sozusagen. 😌 Sie ist etwas traurig, dass wir nun nicht mehr vorbeikommen werden, wünscht uns aber eine gute Weiterreise. Nett❣️Au revoir et merçi beaucoup ma chère. 👋✋
Um 16:00 Uhr heben wir den Anker, das klappt gut, sehr schön!
Um 16:59 Uhr sind wir wohlbehalten durch den Pass und nehmen Kurs auf …? Auf Tikehau! Eigentlich hatten wir dieses Atoll von unserer “To-do-Liste” gestrichen, da der Pass bei noforeignland als äußerst schwierig beschrieben wird. Flach, eng und komplizierte Strömungsverhältnisse machen ihn wohl gefährlich. Im Atoll selbst, soll das Ankern herausfordernd sein. Ein Seekabel stört, eine alte, verlassene Perlenfarm hat viel Unrat am Boden zurückgelassen, ein Nobelresort verbietet das Ankern vor seinem Territorium, vor diversen Winden gibt es keinen wirklichen Schutz und so weiter, und so weiter… ABER, es gibt dort eine Mantarochen-Putzerstation, wo schon 100 Tiere und mehr gesichtet wurden. Ein wirklicher Geheimtipp, um diese wundervollen Tiere live erleben zu können. Und ganz ehrlich, so richtig haben wir diese besonderen Tiere noch nicht bewundern dürfen. Also Augen zu und durch.

Die Passage

Die Überfahrt dauert ziemlich genau 12 Stunden, verläuft kabbelig aber sonst ganz okay. Wir starteten gestern gegen 17:00 Uhr und stehen um 4:30 Uhr morgens etwas entfernt vor dem Durchgang. Wir nähern uns gaaanz langsam, müssen aber um 5:00 Uhr herum durch, so geben es uns jedenfalls die Tidenvorhersagen vor, die aber oft nicht wirklich stimmen. 😬 Es ist noch ganz dunkel, nur der Vollmond scheint zum Glück hell und wird auch gerade nicht von Wolken verdeckt.

Vor 5:30/6:00 Uhr wird die Sonne nicht aufgehen. Was sollen wir tun? Um 5:05 Uhr fällt Klaus die Entscheidung, wir gehen jetzt durch! Aye, aye Captain, ich stehe vorne mit unserer leuchtstärksten Taschenlampe, sehe aber eigentlich nichts. Klaus fährt nach Plotter und Google Earth auf seinem Handy und gibt Gas. Was soll ich sagen? Mit Schlotterbeinen stehe ich vorne, aber wir kommen ganz wunderbar hindurch. Dann weisen uns beleuchtete Lateraltonnen den Weg zum kleinen Hafen, wo wir zwar ohne viel Windschutz, aber gut ankern können. Der Anker fällt, der Anker sitzt. Wer sagt’s denn!?! Das war ja überhaupt nicht so schlimm und hat auch gar nicht wehgetan. Die See ist zwar schwabbelig, aber mit einem Kat ist das alles nicht so schlimm. Auch geht die Sonne langsam auf,…

und etwas später sehen wir noch ein Versorgungsschiff am Kai.

Das wird aber schnell wieder ablegen.
Und so werden die Lieferungen auf dem Atoll weitertransportiert. Gab es hier wohl einen neuen Bagger?

Für uns steht jetzt erstmal ein kleines Erholungsnickerchen an. Das haben wir uns verdient! Gegen Mittag sind wir wieder gut beieinander und überlegen, was wir jetzt tun? Drei Möglichkeiten stehen zur Auswahl. Erstens, wir gehen an Land und besuchen das Motu. Zweitens, wir fahren noch zu einem etwas geschützteren Ankerplatz. Drittens, wir fahren 2 Meilen bis zur alten Perlenzuchtstation, wo auch der Mantatreffpunkt sein soll.
Tja, Wind und Wellen haben sich gut beruhigt, sollen zur Nacht aber wieder merklich zunehmen und dann weiterhin stark bleiben. Zwei Segelboote stehen am Mantapoint, wo das Ankern aber einem Harakiri gleichkommt. Grübel hin, grübel her, dann haben wir uns entschieden. Wir schwingen uns ins Dinghy, fahren die 2 Meilen zum Manta Point und nutzen die Wind- und Wellenpause zum Schnorcheln. Es ist zwar weder der richtige Zeitpunkt, es wird immer wieder empfohlen früh morgens auf Mantasuche zu gehen, noch ist es der richtige Monat, um viele Mantas anzutreffen. Egal, jetzt passt das Wetter, wir fahren hin! Und befestigen unser Beiboot an der einzigen Boje. Die soll ja eigentlich den Professionellen vorbehalten bleiben, aber wir machen es jetzt einfach. Punkt um! Taucherbrille auf, Schnorchel in den Mund, Flossen an, Messer um den Hals, Kamera in die Hand und Rolle rückwärts ins Wasser. Platsch. Es dauert keine 2 Minuten und wir sehen den ersten Riff Mantarochen. Jippie, Wow, Kreisch, Blubber 🥳🤩🥳.

Mein Finger hält nicht mehr still, ich fotografiere wie in Trance. Da kommt auch schon der nächste Öschi angeflogen.

Schau, da geben sie sich fast die Flügel.

Sie kreisen ganz gemächlich und elegant um einen Korallenkopf herum und herum und herum. Wir sind im siebenten Himmel und glückselig. 😇

Viele Schiffshalter versuchen sich an ihnen festzusaugen und sie zu reinigen, Putzerfische halt. Wobei die richtigen Putzerfische kleinere Fischchen sind, die auch mal das Maul von innen säubern.

Wie weit außen die Augen sitzen!

Tatsächlich gelingt mir ein Blick in den außergewöhnlichen Schlund.

Dann kommen noch 4 weitere Schnorchler und irgendwann suchen die Zwei das Weite. Ich schaue mir nun mal das Riff etwas genauer an und denke über diese spezielle Tierart der Mantarochen nach. Erst 2017 wurden sie von der Familie der Teufelsrochen aufgenommen. Bis dahin war man der Meinung, sie bilden mit den Riesenrochen eine eigene Familie. Das war wohl eine falsche Annahme. Die Riff Mantas leben immer in Riff- oder Landnähe und werden um die 5 Meter groß. Von Flügelspitze zu Flügelspitze messen sie schon mal 5,50 Meter. Ihr Oberkiefer ist zahnlos, der Unterkiefer ist mit 6 bis 8 Zahnreihen besetzt und zählt bis zu 1.500 kleine, dreieckige Zähne. Wofür? Keine Ahnung! Sie fressen doch nur Plankton, und das müssen sie nicht einmal kauen. Ihr langer Peitschenschwanz ist stachellos, zum Glück! Somit sind sie für den Menschen nicht gefährlich. Es sei denn, nervige Taucher kommen ihnen zu nahe, dann kann es schon mal einen Angriff geben. Dafür wäre ich ja eigentlich prädestiniert… 😝. Ihre Feinde sind nur Raubhaie, wie zum Beispiel der Tigerhai und der Mensch. Die Asiaten lieben die Kiemenreusen der Tiere. Ein Kilogramm kosten 500,- Euro und wird für medizinische Zwecke verwendet. Ach Mensch, die Asiaten schon wieder. Übrigens hat jeder Mantarochen eine ganz individuelle Bauchzeichnung, wie unser Fingerabdruck. Anhand der schwarzen Punkte und Streifen, wie Pinselklecksereien auf weißem Bauch, werden sie wiedererkannt und es werden ihnen sogar Namen verpasst. Ganz besonders ist jedoch die Methode, Babys zu bekommen. Nach der Begattung entwickelt das Weibchen ein Ei, alle 2 bis 3 Jahre, brütet es in ihrem Körper aus, das Junge schlüpft nach durchschnittlich einem Jahr in der Mutter und wird dann lebend geboren. Ist das nicht irre? Erst Ei, dann Lebendgeburt?! Ich kann gar nicht mehr aufhören über den Einfallsreichtum der Natur zu staunen. Und ich kratze ja nur an der obersten Oberfläche…
Was ist denn hier sonst noch so los?

Hübsche Korallengebilde zieren die Unterwasserlandschaft.
Und die Korallen zieren wiederum viele, bunte Würmer mit ihren hübschen Tannenbäumchen-Kiemen.
Auch die üblichen „Zierfische“ sind wieder vertreten.
Und einem Riesendrücker, ein schlankeres Modell, hafte ich an den Fersen.
Die leuchtstarken Tannenbäumchen faszinieren mich immer wieder sehr.

Da ruft mich doch einer? Jepp Klaus ruft, ich soll mal schnell zu ihm und den anderen kommen. Da ist wieder ein Mantarochen aufgetaucht…

Wunderschön ❣️

Und dann will ich es wissen! Ich will ihn einmal von unten sehen! Wie eine kompakte Bombe (Tomba la Bomba, wem sagt das noch was?) stürze ich mich nach unten, kämpfe gegen den Auftrieb, versuche unter den Bauch zu gelangen, drehe mich unkoordiniert, die Action Cam in den Händen, erschrecke den Manta, tschuldigung, tschuldigung, der schwimmt erschrocken hoch und zeigt mir so seinen Bauch. Knips, knips… 📸.

Ein Miró in schwarz-weiß, mit klebenden Schiffshaltern.

Da hätte er mir jetzt mit seinem Flügel auch eine scheuern können. Wie war das noch mit den nervigen Tauchern? Mit letzter Luft komme ich wieder nach oben und erhalte noch keuchend eine verbale Abreibung von einer der anderen Schnorchlerinnen. Das soll man nicht machen! Das verschrecke die Tiere, und dann kommen sie nicht mehr! Hmm…, sie hat ja Recht! Auch wenn es in diesem Fall anders ist. Ein 4. Mantarochen erscheint, und der hat sogar einen ganz besonders schönen Rücken! 🤩

Diesmal bewege ich mich fast gar nicht mehr, treibe auf der Wasseroberfläche und verhalte mich ganz ruhig, obwohl mir der Begeisterungsschrei fast im Halse stecken bleibt. 🥳 Der ist einfach sooo schön❣️

Nach ein paar Umrundungen entschwebt auch er in die dunklen Weiten des Wassers.
Das ist dann auch genug für heute. Vier wunderschöne Mantarochen-Exemplare waren mehr, als wir je zu hoffen gewagt hatten. Beseelt und glücklich, fast high, tuckern wir jetzt die 2 Seemeilen mit unserem Dinghy zurück zu Yuti. Wenn das kein ereignisreicher, aufregender und fantastischer Tag war, dann weiß ich es auch nicht! Super erschöpft geht’s in die Kajüten, und beide fallen wir in einen tiefen und traumlosen Schlaf. Glaube ich jedenfalls… 😴😴.

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