Nun also doch! Jepp, es geht nach Tahiti. Wer kennt sie nicht, die größte Insel von ganz Französisch Polynesien?! Zumindest vom Namen her ist sie wohl den meisten ein Begriff. Fanden doch erst kürzlich die Olympischen Spiele im Surfen dort statt. 🏄♂️ 🌊 🏄 🏄♀️ 🌊 🌊🌊 Immer wieder haben wir hin und her überlegt, ob wir wirklich nach Tahiti segeln wollen?! Sehr viele negative Berichte erreichten uns, über absolute Seglerfülle, keine freien Plätze in den Marinas aber auch auf den Ankerplätzen, Bojen, die man nur für Monate mieten kann, wenn vorhanden und unfreundliche Tahitianer, die nicht scharf auf uns Segler sind und sehr garstig sein sollen. Hmmm…, das klang alles nicht gut. Die Soloseglerin Silke empfahl uns dann aber doch, am Flughafen zu ankern und den Carrefour zu besuchen, um mal wieder richtig einkaufen gehen zu können. Jepp, und Klaus möchte dort ja auch gerne eine neue Mikrowelle für uns besorgen. Im Internet hatte er schon ein passendes Gerät in diesem Markt entdeckt. Also, auf nach Tahitiiiii 🌺.
Um 8:15 Uhr löse ich unsere Leinen von der Ankerboje. Das klappt auch gut, nur verheddert sich die Boje wieder einmal mit der Leine unseres Bugspriets. Mit dem Bootshaken will ich die Boje lösen, der Bootshaken lässt sich dann aber nicht mehr von der Boje lösen, glitscht mir durch die Hände und geht baden. Mist! Zum Glück schwimmt dieser Haken, und Klaus manövriert Yuti rückwärts so an ihn heran, dass ich ihn aus den Fluten retten kann. 😅 Prima. Nun hissen wir unser zuvor montiertes und geliebtes Screecher. Dabei ist die linke Führungsleine, warum auch immer, mit dem Segel verwickelt, der Wind greift zu, bläht das Segel auf, die Leine ist nun ganz eng um den Segelrest verklemmt, das rausgewehte Segel flattert wie blöd, Panik entsteht! Wir lassen beide Führungsleinen los, das Segel saust vollends raus, die verklemmte Leine hat sich gelöst, Klaus kann sie enttüddeln, und ich kann nun mit meiner Leine das Segel anziehen und das Geflatter beenden. Puhhh, das war jetzt richtig doof. So zerreißen Segel. 🫣 Anstrengung hoch 10! Doch nun geht die Post ab! Mit 6 bis 7 Knoten preschen wir voran. 135 Seemeilen müssen zurückgelegt werden, Schiff ahoi. Nachdem wir aus dem Windschatten von Makatea heraus sind, werden Wind und Welle deutlich stärker. Nun flitzen wir mit bis zu 9 Knoten über das wellige Wasser. Um die 2 Meter schaukeln uns die Wellen hoch und wieder runter. Sie kommen von schräg hinten. Der Wind bläst mit 18 Knoten, statt mit den vorhergesagten 15. Das erleben wir eigentlich immer. Kannst auf die Vorhersagen nochmal locker 3 Knoten draufrechnen. Zum Abend soll es weiter auffrischen. Dann gibt’s mal wieder den bewährten Wechsel vom Screecher zum Jib. Mit kleinster Segelgarderobe segeln wir durch die Nacht. Es gibt einiges an Funkverkehr. Ein Segelboot hat noch sein Leichtwindsegel draußen und möchte seinen Kurs nicht verändern, okay, dann machen wir das eben. Und ein Frachter bleibt stur auf Kollisionskurs, obwohl wir als Segler kurshaltepflichtig sind und er uns ausweichen muss. Da wird dann mal wieder gefunkt und Steuerbord an Steuerbord verabredet. So wollen wir einander passieren. Aber auch jetzt verändert der Dicke seinen Kurs nicht, erst im letzten Moment. Da haben WIR bereits unseren Kurs verändert. Wir wollen es ja nicht darauf anlegen, würden eh den Kürzeren ziehen. 🥴
Wir schunkeln durch die Nacht. Jetzt mit Jib, segeln wir nur noch 3 bis 4 Knoten. Das macht aber gar nichts, da wir vorher mit Screecher so flott unterwegs waren. Wir dösen abwechselnd vor uns hin, ich kann sogar mal 3 Stunden hintereinanderweg schlummern. 😴 Eigentlich exakt nach 24 Stunden sind wir da, es ist noch nicht ganz hell.




Nun sind wir wieder in der quirligen, Konsumzivilisation angekommen. Auf der Straße, im Wasser und in der Luft ist richtig was los. Sofort fliegt ein Urlaubsflieger über uns hinweg,…

Es wird nicht der einzige bleiben, ohhh nein! Der Küstenstreifen ist dicht bebaut. Nicht nur mit Gebäuden, sondern auch mit der Start- und Landebahn. 🛫 🛬


So, und genau neben diesem Flugplatz liegt das Ankerfeld, das wir anpeilen wollen. Dafür müssen wir zunächst hinter das vorgelagerte Riff gelangen. Mal eben so, funktioniert das hier aber nicht! Jetzt gibt es viel zu beachten!!!
1.) Wir müssen uns per Funk bei der Hafenkontrolle, Port Control, anmelden.
Das klappt schon mal, und wir können den guten Mann auch prima verstehen. Wir dürfen einfahren, müssen aber vor dem Hilton Hotel in Wartestellung gehen, um das Airport Anchorage zu erreichen.
2.) Beim Einfahren müssen wir auf andere Segler achten, die ebenfalls rein oder raus wollen. Dem ist auch so.



Aber wirklich aufpassen, sollten wir auf die Schnellfähren, die zwischen Tahiti und Moorea verkehren‼️

Eine lassen wir durchziehen, die nächste sitzt uns dann schon im Nacken, bis wir am Hilton Hotel angekommen sind. Das ist dann auch Punkt Nummer 3 und 4.
3.) Nach der Durchfahrt des Passes, Port Control Bescheid geben und kundtun, dass wir nach wie vor zum Airport Anchorage wollen, also rechts abbiegen. Zwei Boote vor uns haben nämlich noch kurz vor knapp ihre Meinung geändert und wollen zur Papeete Marina, in der Hoffnung, doch noch ein Liegeplätzchen ergattern zu können. Sie biegen links ab.
4.) Vor dem Hilton Hotel in Warteposition gehen.

Warum? Bei Weiterfahrt kreuzen wir die Start- und Landebahn. Um mit unserem Mast ein Flugzeug nicht zu gefährden oder zu irritieren, muss die Bahn frei sein, erst dann dürfen wir weiterfahren. Der Flugverkehr hat ebenfalls stets Vorrang.
5.) Auf das Okay von Port Control warten und dann zügig weiterfahren. So wird’s gemacht. ✅

6.) Jetzt den betonnten Kanal zum Ankerplatz nehmen. Und kurz nachdem wir die Start- und Landebahn passiert haben, beginnt das nächste Flugzeug mit seinem Startmanöver. 🛫

Wir motoren entlang des Kanals, immer in Richtung des Anchorages.


7.) Wir müssen einen Ankerplatz finden.
Nachdem wir 1.) bis 6.) gut hintereinander abgearbeitet haben, wird sich 7.) als besonders kniffelig herausstellen. Wohin, wenn schon alles voll ist?

Das Ankerfeld liegt vor uns. Klaus hat vor, bis zum Ende zu fahren und möglichst am Rand einen Platz zu finden, der uns weitestgehend aus dem Pulk der anderen heraushält. Übrigens, die 2 Boote, die vor uns zur Marina Papeete abgebogen sind, folgen uns nun ebenfalls. Sie haben keinen Liegeplatz mehr bekommen. Es sind nun weitere Konkurrenten um einen guten Ankerplatz. 🫤 Viele Boote liegen an Bojen. Sie sehen verlassen aus. Die ankernden Boote liegen mehr im Randbereich. Da wo Klaus am liebsten hin wollte, da ist schon einer. Wir wählen einen Platz im Flachen, recht nahe an Korallenköpfen, wie sich herausstellt. Nee, damit sind wir nicht glücklich. Ich hüpfe noch ins Wasser, um die Höhe der näheren Köpfe zu überprüfen. Jo, ist nicht so dolle. Da sind schon höhere Köpfe in unmittelbarer Nähe. Klaus schmeißt sich ins Dinghy um nach einem anderen Platz zu suchen . Schnell ist er zurück und meint, nur ein Boot weiter links wäre eine passende Stelle. Also Anker rauf und hin! Der Anker fällt, in dem Moment kommt die Frau von dem anderen Boot mit Panik in den Augen rausgeschossen und meint, da können wir nicht ankern, das wäre zu dicht, sie hätten noch einen Heckanker draußen, daher schwojen sie nicht. Okay, okay, wir verduften wieder. Hinter einem Trimaran wäre noch eine Ankermöglichkeit, ruft sie uns noch zu. Also Anker hoch und ab durch die Mitte. Den Trimaran finden wir schnell und lassen den Anker zum 3. Mal fallen, übrigens bei nur 1,70 Metern Wassertiefe.

Ein altes Paar auf einem alten, gammeligen Kahn meint, nun wären wir aber zu dicht an ihnen… 🙄. Das finden wir aber nicht und bleiben.

Das Wasser ist klar und ruhig, der Grund besteht aus purem, weißen Sand. Ein beigefarbener Kofferfisch und ein etwas dunklerer Igelfisch schubbern sich genüsslich an unserer Kette. Nett! 😊

Sogar ein Stachelrochen schaut vorbei.

Klaus geht ins Wasser, um auch hier die Unterwasserumgebung abzuchecken. Dabei trifft er eine wirklich große Wasserschildkröte und kommt ganz begeistert zurück. Ich koche noch schnell Rotkohl-Karottengemüse mit asiatischen Schnellkochnudeln zum Mittagessen, dann brechen wir vor Müdigkeit schier zusammen. Ich verkrümel mich sogar in mein Bett und schlafe 3 Stunden lang.
Manchmal kommt der Wind ums Eck gesaust und bläst mit 17 Knoten, der Anker hält. Dann wird’s wieder ganz windstill, ruhig und glatt.
Da wir direkt neben dem Flugplatz liegen, erleben wir das Starten und Landen von Propellermaschinen, Learjets und dicken Düsenmaschinen live und hautnah. Und das fliegerische Treiben ist rege und geht auch durch die Nacht hindurch weiter. Auf ein Nachtflugverbot wie in Frankfurt, wartet man hier vergebens. Mittlerweile ist es dunkel geworden.
Ein Lichtermeer illuminiert den Nachthimmel. Die Sterne haben es da etwas schwerer gegenanzufunkeln.

Eben teilen wir Silke noch unseren Standort mit und bekommen zur Antwort, prima, hoffentlich erwischt euch nicht der große Schwell! Der große Schwell 😳? Diesem Problem gehen wir aber erst morgen nach…
![Sailing Yuti [maxbutton id="1"]](https://yuti.eu/wp-content/uploads/2021/08/Bild4.png)