Der große Schwell. Was ist das denn schon wieder? Klaus recherchiert. Übermorgen schon sind starke Wellen vom Pazifik gemeldet. Auf Tahanea, wo wir vor einigen Wochen mehrere Wochen waren, rechnet man mit bis zu 10 Meter hohen Wellen. Ach du liebes Bisschen… 😱. Hier wird von 3 bis 4 Metern Welle gesprochen. Obwohl wir gut hinter dem Inselriff geschützt liegen, kann es passieren, dass die Wellen darüber hinweggehen und uns somit ordentlich Probleme bereiten können. Hmmm…, 🤨. Darüber müssen wir noch intensiv nachdenken 🤔! Jetzt begrüßt ein feiner Duft, zwitschernde Vögel und hin und wieder eine lärmende und Kerosin ausstoßende “Biene”, den neuen Morgen. Diese niedlichen Pieper hüpfen gerade bei uns herum.

Das ist ein Rußbülbül oder auch Rotsteißbülbül. Doch was muss ich da lesen? Es ist ein invasiver Geselle und überhaupt nicht gern gesehen, eine eingeführte Art sozusagen, die hier eigentlich nicht hingehört. Und, sie wird bekämpft. Na gut, dann werde ich sie halt nicht mit Brotkrümeln füttern.
So, und heute steht der Einkauf, das Supershopping im Carrefour auf unserer To-Do-Liste. Wir springen ins Dinghy mit Rucksäcken und vielen Einkaufstaschen und düsen los. Ganz wohl ist uns nicht Yuti alleine zu lassen. Bei unterschiedlichen Windsituationen kamen wir dem Trimaran schon verdammt nahe. Oder der uns??? Doch dann entdeckt Klaus, dass der Platz, den er ursprünglich gerne für uns gehabt hätte, plötzlich frei ist. Landgang-Abbruch! Mit einer scharfen Kurve geht’s zurück, Dinghy hoch, Bridle hoch und ab, Anker hoch, und nix wie hin zum Lieblingsplatz. Um 9:12 Uhr sitzt der Anker an gewünschter Stelle. Jetzt noch ein Weilchen das Schwojen am neuen Platz beobachten, bis wir uns erneut auf den Weg Richtung Land machen können. Genau so machen wir es dann auch. Die private Marina mit Gäste-Dinghy-Dock ist etwa 4 Kilometer von uns entfernt. Schön brav, im ausgeschilderten Fahrkanal, tuckern wir zum Gästedock. Am Dinghy-Dock dann folgendes… Selbstverständlich wollen wir unser Beibötchen mit unserem Stahlseil abschließen, denn Langfinger sollen hier ihr Unwesen treiben. Doch unser Schloss lässt sich absolut nicht mehr bewegen, geschweige denn öffnen.

So ein Mist!!! Weder WD40, noch irgendein Werkzeug haben wir mit dabei. Unverschlossen können wir das Dinghy nicht lassen, also müssen wir wieder zurück, unverrichteter Dinge. Nur den Müll, die 2 großen, blauen, stinkenden Säcke, könnte einer von uns schnell noch wegbringen. Da schlägt Klaus ein letztes Mal mit dem kleinen Dinghy-Anker aufs Schloss drauf, und,… es ist auf! Juhuu , nun können wir doch dableiben.

Wir laufen durch die Marina und staunen über ein Hochregal mit lauter Motorbooten.

Dann laufen wir zum nahegelegenen Einkaufszentrum, mit dem riesengroßen Carrefour, immer entlang an der 4-spurigen „Inselautobahn”. Poah, was brettert hier ein Verkehr! Lkw‘s mit Containern beladen, Pickups, viele, viele japanische Autos und unzählige Motorroller stinkern um die Wette, und laut ist es noch dazu, fürchterlich. 🙊🙉 Dann, im Carrefour, kommt der Kulturschock für mich. Nach unzähligen Wochen der Abgeschiedenheit und Ruhe überflutet mich das jetzige Konsumangebot total. Meine Augen fangen an zu flimmern, ich kann gar nicht mehr klar sehen. Wo laufen wir denn jetzt zuerst hin? Und was brauchen wir denn alles? Ach, ich habe mir ja einen Einkaufszettel geschrieben, schwitz 🥵. Klaus möchte zuerst nach der Mikrowelle schauen. Seit 1 1/2 Jahren funktioniert die unsrige nicht mehr. Und Tadaa 🎉, wir finden eine passende, eine kleine, einfache Mikrowelle. Die kommt dann gleich mal in seinen Wagen. Ja, wir haben uns gleich 2 Einkaufswägen geschnappt. Nun gehen wir diszipliniert und organisiert Reihe für Reihe ab und laden ein. Was es hier auch alles gibt, wir sind überwältigt! Dicke, fette Knubberkirschen wandern in den Wagen, Gold-Kiwis, Navelorangen, kernlose, rote Weintrauben, Gurken, Tomaten, Broccoli, grüner Spargel, rote Kartoffeln, Chinakohl, feinste Bratwürste, leckerer Aufschnitt, feiner Käse, Sushi, Kartoffelsalat, Yoghurt, Müslimischungen, Haferflocken, Kakaopulver, Bio-Nutella, Schokoladen von Lindt, Bonne Maman Marmeladen, Brote, Baguette, Nudeln, Nudelsaucen, Dosen, Dosenöffner, Schreibblöcke, Spülmittel, Toipapier, das beste… 😝, Kugelschreiber, eine aufladbare Tischlampe, Unterhosen, T-Shirts und noch viel mehr. An der Kasse dann der Schock! 1.068,- Euro! Bingo!! 🤪 Obwohl die Preise hier deutlich niedriger sind, als auf den Atollen! Nun gut, man gönnt sich ja sonst nichts. 😅 Jetzt stellen wir uns mal schön an die Seite und verpacken die guten Dinge in alle Taschen und Säcke, die wir so bei uns haben. Zum Glück wissen wir, dass wir die Einkaufswägen bis zur Marina mitnehmen dürfen. Anders würden wir die Fülle an gewichtigen Sachen gar nicht zum Dinghy bekommen. ABER, jetzt schieb mal einer einen extrem schweren und ungelenken Wagen über Schotter, Bürgersteigkanten, und abschüssige Holperwege. Es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Mal schmiert mir der Wagen ab, mal bekommt Klaus seinen nicht alleine die Kante hoch, es ist ein Drama in mehreren Akten, mit Geschrei, Gequieke und blauen Flecken!!! Komplett durchgeschwitzt und fix und fertig erreichen wir die Marina und schieben noch bis ran ans Dinghy Dock. Alle Taschen, Kartons und Wasser-Six-Packs werden auf dem Steg verteilt, die Wellen schlagen gerade das Dinghy fürchterlich hin und her, da haue ich ab. Häää? Na die Einkaufswägen müssen doch noch zum Sammelpunkt in der Marina zurückgebracht werden. Das ist ein Stückchen! Als ich zurückkomme, hat Klaus doch tatsächlich alles alleine ins schwankende, wackelige Beiboot verstaut, die Stahlsicherung samt Schloss gelöst und wartet. Puhhh, das Dinghy hängt tief. Jetzt komme ich noch dazu, und schwerstbeladen quält sich das Bötchen zurück. Es ist bereits 17:00 Uhr, die Sonne steht tief und blendet. Nur so können wir uns erklären, was gleich passiert. Wir finden die betonnte Fahrrinne nicht mehr, verschätzen uns beide total und fahren aufs Riff auf. Jetzt sitzen wir fest, haben uns in den Korallen verkeilt und den Motor geschrottet? Verkeilt ja, aber der Motor, beziehungsweise der Propeller hat wie durch ein Wunder, außer Schrammen nichts abbekommen. Es tritt auch kein Wasser ein, somit hat der Aluminiumboden des Dinghys gehalten. Mann, Mann, Mann!!! 🫣 Wir sind weit abgekommen vom eigentlichen Fahrwasser! Jetzt zücken wir die Ruder und versuchen uns herauszudrücken aus den scharfkantigen Korallen. Ach Gott ist das peinlich!!! Die anderen gucken schon, was wir da so treiben. Es kostet uns viel Kraft und noch mehr Nerven, bis wir wieder in der Spur sind. Klaus ist fassungslos, dass ihm das passiert ist! Dennoch erreichen wir Yuti, die zum Glück auch noch dort steht, wo wir sie zurückgelassen haben. Jetzt „nur noch“ alle Einkäufe aufs Boot hieven und wegräumen. Das dauert Stunden! In dem größten Rucksack ist eine Flasche Spüli bis zur Hälfte ausgelaufen 🫢, in dem anderen, die Sushi-Verpackung aufgegangen. Und der Kartoffelsalat ist in einer der vielen Taschen rausgeschmiert. Alles hat große Sauerei verursacht. Ich will es eigentlich gar nicht sehen! 🫣 Irgendwann, ich habe das Gefühl für Raum und Zeit verloren, geht es scheintot ins Bett. Over and out‼️
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