Von wegen, eher der teuflische Beelzebub! Schon am gestrigen Abend hatte er uns zugesetzt, aber über Nacht legt er noch mal ne Kohleschippe obendrauf. Gute 30 Knoten Fallwinde kommen über die Berge der Insel zu uns heruntergesaust. Der Anker, durch den Wind gedreht, rutscht Zentimeter für Zentimeter nach hinten. So kommen wir unserem Nachbarboot näher und noch unangenehmer, den zwei dicken Korallenköpfen. Wir wachen die ganze Nacht, dabei sind wir doch so müde! 🥱Ein junges Paar auf einem kleineren Monohull hat hingegen wohl noch ernstere Probleme. Sie heben den Anker und suchen in stockfinsterer Nacht nach einem neuen Ankerplatz. Und wieder und wieder… Meine Güte, das dauert bis sie einen neuen Platz gefunden haben und zufrieden sind. Die Inseln unter dem Wind, machen ihrem Namen wirklich alle Ehre! Wir warten hingegen auf den Sonnenaufgang, um ebenfalls neu zu ankern. Nun, dann parken wir halt wieder mal um 🤪. Jetzt gibt’s auch mehr Platz, mehrere Boote sind weg, und wir ankern jetzt wieder näher an der Fahrrinne. Das bedeutet, ich bin nun ganz nahe am Tiki-Tauch-Spot dran, der diesem Ankerfeld ja auch seinen Namen gegeben hat. Also Taucherbrille aufgesetzt, Schnorchel in den Mund gestopft, Flossen an die Füße und rein in’s Wasser gesprungen. 💦 Zu allererst begegnet mir eine stachelige, monströse Seegurke und dann der drollige, „Gehörnte Kuhkofferfisch“.

Doch da wo die Tikis verstreut liegen sollen, liegt ein riesiger, grüner Teppich aus Pflanzenresten auf der Wasseroberfläche. Das Grün muss alles während des Sturms losgerissen worden sein. Darunter ist es dunkel und die Tikis bleiben verborgen. Nur im Randbereich kann ich etwas entdecken.

Joo, behauene Steine halt, die mal irgendjemand dort hat fallen lassen. Nun gut, ich kann nen Haken machen. ✅ Immerhin werden hier laufend die schnorchelnden Touristen hergekarrt.
Die nächsten 2 Tage gammeln wir ein bisschen auf unserem Boot ab, erholen uns von den zurückliegenden Anstrengungen und bereiten uns auf die Überfahrt nach Bora Bora vor.
Mit dem Oxley nach Bora Bora 🤗
Es ist Samstag, der 14. Juni, im Jahre 2025. Die Uhr zeigt 6 Uhr und 48 Minuten am Morgen, und die Route nach Bora Bora muss geplant werden. Um die 130 Seemeilen sind es bis zu dieser berühmt-berüchtigten Insel, der Schönsten und Superreichen 💰 🥂🍾 👠💄💸.
Klaus hat schon eine Route im Kopf, aber das Navigationssystem will eine ganz andere. Und nun? Welche werden wir nehmen? Na die aus Klaus Kopf natürlich! 🫡 Erstmal müssen wir wieder den Kanal zurückfahren



und dann raus aus dem Atoll ins freie Gewässer. Der Wind ist heute ausnahmsweise mal schwach und weht von hinten. DAS bedeutet, Trommelwirbel 🥁, wir werden zum ersten Mal unser neues Leichtwindsegel, das Oxley, ausprobieren! Yeah 🎊 Die Vorbereitungen laufen…
Das Screecher muss komplett abgebaut werden, alle möglichen Spitzen oder scharfen Stellen vorne am Boot abgekleb, dann der Strumpf mit dem super dünnen Segel hochgezogen, Leinen gespannt und dann die Socke hochgezogen werden, damit sich das Segel mit seinen 137 Quadratmetern entfalten kann.
9:35 Uhr, das Oxley steht! 🤗 🤩



Es steht wie ne Eins! Yuti segelt sanft, aber mit 6 Knoten über Grund, bei 7 Knoten Wind. Wenn das nichts ist! Cool!! Klaus ist im Siebenten Himmel. 😇
Immer wenn wir jetzt unser schönes Oxley rausholen werden, denken wir an Uwe und Luise, mit deren Hilfe wir das Segel zum allerersten Mal zur Probe montiert haben. Alles damals noch in Panama. 🥹
Acht Stunden genießen wir die Fahrt mit diesem Segel, dann, um 18:00 Uhr lassen wir schweren Herzens die Hose runter. Ein Wolkenband macht sich auf den Weg zu uns, und wir wollen ja nichts riskieren. Darum wird nun die Bergesocke oder Bergehose wieder heruntergezogen und das Segel abgebaut. Auch dieser Vorgang klappt bestens. 😊 Ehrlich? Wir hatten schon ordentlich Schiss in der Büx, so beim ersten Mal! Und was kommt jetzt raus? Das lütte Jib kommt jetzt raus. Aber auch damit fahren wir immerhin gute 4 Knoten. Passt! 👍 Ab durch die Nacht…
Bora Bora vor Augen

Die Uhr zeigt 8:08 Uhr, die See ist unruhig und arg wellig! Leider wellt es von der Seite und wir werden toll durchgeschaukelt. 🤪 Bis wir wirklich dort sind, reinfahren und nach einer Boje Ausschau halten können, dauert es noch ein Weilchen.



Auch jetzt ist unsere Anspannung wieder groß, denn ohne Boje kein Stopp auf Bora Bora. So sind die Regeln!
Oh meine Güte! Was gibt das denn jetzt für ein Wettrennen hinter‘s Riff?? Vier Boote vor uns und 2 hinter uns, und alle geben Gas wie blöde. Ich will jetzt aber nicht von noch mehr Booten überholt werden! Klaus, gib Stoff!! Beide Maschinen volle Kraft voraus! Oh ha, das verbrennt Diesel, da kannst du aber zuschauen! Wissen die anderen Boote mehr als wir? Zu blöd, dass die jeweilige Bojenzahl nicht komplett bekannt ist, und nicht alle, was sag ich, kaum jemand sein AIS benutzt. So tappt man bis zum Schluss im Dunklen. Klaus saust mit Yuti um die Kurve. Oh, das Ankerfeld zur Rechten sieht schon gut voll aus. Der Ankerbereich gerade aus, vor dem Bora Bora Yacht Club, ist noch nicht wirklich einsehbar. Dann wäre da noch ein Bereich vor der berühmten Kneipe “Bloody Mary”, die aber zur Zeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist, die Kneipe, aber nicht das Bojenfeld und ein Bojenfeld links im Atoll, rum um den Berg. Also? Wohin jetzt? Links, rechts, geradeaus, zur blutigen Marie???

Wir fahren zum Ankerfeld geradeaus, vor dem Yacht Club. Dort soll es 18 Bojen geben, und ich glaube, da liegen keine 18 Boote. Ahhh, da sind ja noch so einige freie Bojen, was für ein Glück 🍀! Das Adrenalin darf abgebaut werden, um gleich wieder anzusteigen. Denn jetzt muss uns das Festmachen noch gelingen. Doch das wird ein richtiges Gewürge. Klaus fährt wieder rückwärts an die Boje ran, ich schnappe mir das Teil, ziehe eine Leine durch, dann die zweite, will eine der Leinen nach vorne ziehen, der Wind drückt Yuti weg, ich kann die Leine nicht mehr halten und lasse sie sausen. Ich meine, ich lasse die Boje sausen. Nächster Versuch… Auch der hat so seine Tücken. Jetzt geht Klaus mit vor, ich führe die zweite Leine, klemme mir mal eben alle Finger der rechten Hand, an der immer straffer werdenden Leine, aua aua 😣… Wir steigen unter- und übereinander, quieken und stöhnen und haben es dann doch irgendwie geschafft. Vorne müssen beide Leinen ein gleichmäßiges “V” ergeben und scheuerfrei und mit der richtigen Zugrichtung von der Boje zur jeweiligen Festmacherklampe an Bord geführt werden. Und solange noch keine der Leinen befestigt ist, darf das Boot nicht zu weit wegdriften! Wer uns jetzt dabei beobachtet haben sollte, der hatte seinen Spaß! 🤣 Und du wirst immer beobachtet! Dennoch, wir hängen jetzt sicher und fest, haben es geschafft und sind selber ebenfalls geschafft! Aber echt!!!


In diesem Fall ist die frühe Dunkelheit ein Seegen, denn wir gehen ebenso zeitig und erledigt in unsere Fallen. 😴😴
36. Hochzeitstag
Gehen wir heute zu unserem Ehrentag, unsere beste Trauzeugin der Welt, Kerstin, hat uns schon gratuliert, ins Bora Bora Yacht Club Restaurant essen? Oder riskieren wir die kitzelige, innere Inselrundfahrt, vorbei an allen Luxus Resorts? Wir überlegen noch, da kommt der Kassierer des Bojenentgelts mit seinem Motorboot angedüst. Komm, den fragen wir mal. Ja, gefährlich sei die Tour nicht, man fährt 2 mal an roten und grünen Tonnen vorbei, peilt dann das erste Hotel Resort an und bleibt dicht an den gesamten Hotelanlagen. Die Tiefen seien für uns mit dem Kat kein Problem. Okay, dann machen wir das. Zwei Nächte wollen wir insgesamt bleiben und zahlen läppische 35,- Euro pro Nacht. Die Boje hinter dem Berg ist dann auch schon abgegolten. Prima❣️Na dann ziehe ich mal unsere schwer montierten Leinen aus der Bojenöse wieder heraus und wir motoren los.

Auf noforeignland gab es ein paar angsteinflößende Kommentare zu dieser Strecke. Es gibt einige sehr flache Flachstellen, hier und da muss man Slalom fahren, manch beschriebene, rostige Orientierungsstange ist dann plötzlich nicht mehr da, was tun bei Gegenverkehr und die noblen Hotelgäste freuen sich wohl über nichts mehr, als ein auf Riff laufendes Boot. Tolle Vorraussetzungen.

Aber eigentlich gehört diese Tour auf Bora Bora zum Pflichtprogramm. Allerhopp. Dann halt Adrenalin zum Hochzeitstag…














Ein Nobel-Resort löst das andere ab, die Namen klingen bekannt. 4-Jahreszeiten, Westin, InterContinental, Conrad, St. Regis und so weiter… Klaus‘ Freund Klaus hat mal eben geschaut und eine Hütte für 4.000,- Euro die Nacht gefunden. Pro Nacht wohlgemerkt! Die hat dann aber auch einen Glasboden unter dem Glasesstisch, um beim Essen der Meerestiere die lebendigen unter dir schwimmen zu sehen.

So teuer muss es nicht immer sein, aber 4-stellig schon. Doch wenn ich an die gecharterte Segelyacht vor Rangiroa denke, die auf 250.000,- pro Woche kam, dann ist das hier doch geradezu billig.

Also, alle Häuschen sind definitiv nicht belegt, und die belegten will ich nicht fotografieren. Da komme ich mir dann doch zu voyeuristisch vor. Aber was ich sehe, sind sich bräunende Tangapopos, aufs Handy oder Tablet starrende Männer und winkende ältere Frauen. Tja, dass da ein aufs Riff rauschendes Boot eine nette Abwechslung wäre, wird mir schnell klar. Aber diesen Gefallen tun wir hier jetzt niemandem! 🤭 Stattdessen muss Klaus noch eine scharfe S-Kurve fahren, nachdem er einem entgegenkommenden Kat den Vorrang lässt. Dann muss es irgendwie zum Bojenfeld gehen und tatsächlich, die beiden rostigen Orientierungsstangen fehlen. Klaus findet den Weg trotzdem.


Auch das Bojenthema ist kein Thema, es sind genügend freie vorhanden. Dann wollen wir uns mal wieder festmachen. Klaus ist zwischenzeitlich eingefallen, dass wir noch einen magischen Bootshaken an Bord haben. Mit dem lässt sich spielend leicht die Leine auch vorne am Boot durch die Bojenöse ziehen. Das darf dann aber bitte auch Klaus selber machen, denn ich glaube, das wird dann doch ein ziemlicher Kraftakt. Ich will lieber das Boot fahren. So, jetzt besteht aber noch die Erschwernis, dass der Wind ordentlich pfeift und genau auf Yuti’s Nase drückt. Heißt, wenn ich nach vorne an die Boje fahren will, werde ich dauernd irgendwie abgedrängt. X-Versuche muss ich unternehmen, bis Klaus überhaupt nur die Chance hat, die Boje zu erreichen. Zum Glück müssen wir nicht schreien, um uns zu verständigen, wir tragen unsere Marriage Saver, witzig am Hochzeitstag. 😄 Dennoch verläuft die Kommunikation hitzig. Weiter vor, vor, vor, vor, …. oh, zu weit, jetzt komme ich nicht mehr ran. Zurück, zurück und nochmal…., so Klaus. Linker Steuerknüppel vor, rechter zurück, jetzt beide vor, vor, mehr… Zu viel, stopp, stopp, Leerlauf! Nochmal von vorne… Wie gesagt, so geht das x-mal. Kurz denke ich, wir schaffen das nicht, da kann Klaus die Boje doch noch erreichen und müht sich lautstark ab, die Leine mit dem Zauberhaken durchzubekommen. Das hätte ich nie geschafft, da bin ich mir sicher! Okay, eine Leine ist dran, die zweite muss noch. Aber auch das gelingt uns noch. Danach sind wir mal wieder, na was? Ordentlich geschafft natürlich 🥵. ~ PAUSE ~ Dann gibt’s den Rest Chili Con Carne von gestern mit einem Pack Asianudeln und Schokolade zum Nachtisch? Jepp! Es hätte auch die Möglichkeit bestanden, ein kleines Restaurant am Strand aufzusuchen, aber da hätten wir 24 Stunden vorher Bescheid geben müssen. Was soll‘s… Wir hängen nun sicher an der Boje, der Wind lässt nach, wir genießen den Ausblick, das herrlich türkise Wasser und die Ruhe und haben eine zweite entspannte Nacht. 😴😴
Morgen geht’s zurück und wieder raus aus Bora Bora‘s Lagune, und wir nehmen Kurs auf die für uns letzte Insel Französisch Polynesiens, auf Raiatea.
See you… 😊
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