01.07.2025
Ein Squall, ein Squall, mitten in der Nacht! Es stürmt und schneit, nein, es weht kräftig und regnet leicht, aber das Oxley steht und steht. Bis…, bis der Wind plötzlich wieder in sich zusammenfällt, was das Oxley dann natürlich sofort nachmachen muss. Die Bergehose rutscht auch schon wieder runter. Es muss irgendwas zwischen 2:00 und 3:00 Uhr in der Nacht sein, und wir schliddern auf dem dunklen, rutschigen Deck herum, denn das Segel muss runter. Da rutsche ich auch schon aus und knalle auf meinem Popo, bis hinunter in den Steuerstand. Aua aua 😩. Zum Wehklagen ist jedoch so gar keine Zeit, und ich spüre nur kurz in mich hinein. Ist wohl noch alles an seinem Platz und ganz. 😮💨 Weiter, weiter, das Segel muss runter. Dann hieven wir die nasse Hose samt Oxley vorne durchs Fenster, durch den Salon, bis hinten in den Steuerstand. Die vielen Leinen verknoddeln wir vorne am Trampolin. Das Jib kommt raus, die Decksbeleuchtung aus und wir legen uns trocken.
8:00 Uhr, 138 Seemeilen sind geschafft. Jepp, das ist ja nicht so dolle und dem Windloch zu verdanken.
Mann, bin ich müüüde!!! 🥱 Obwohl ich immer mal kurz zwischendurch eingenickert bin, bekomme ich die Augen kaum noch auseinander. Klaus war wohl kurz vor der Segelrunterholaktion eingeschlafen und fand bisher keine weitere Schlafgelegenheit mehr. 😔
Mittlerweile ist es 10:00 Uhr, das Jib ist schon längst wieder eingeholt, und das Oxley weht erneut im Winde. Es muss ja auch noch trocknen. Und wir brauchen nach wie vor mehr Tempo! Die Wellenvorhersage ist bereits auf 4,50 Meter geklettert und das Wellenband kommt immer näher und näher. 😬 Heute ist Dienstag und spätestens Donnerstag hat‘s uns. Und es wird uns haben, denn durch die Flaute haben wir Zeit verloren, definitiv. Dennoch wollen wir so nahe an die samoanischen Inseln gelangen, wie es eben nur geht, um schon ein wenig Inselschutz zu erhalten. Also, Captain, gib Stoff! Jau, ich gebe alles was geht, 137 Quadratmeter Oxley! Und damit segeln wir zumindest heute noch so schnell es möglich ist. 7, 8, 9 Knoten über Grund sind drin. Und wieder kommt ein Squall….
Mein Steiß tut weh… 🥴, und Klaus ist völlig übermüdet 🥱. Dennoch singt er ein Loblied aufs Oxley. 🤭
Es ist so mastschonend 🎶, deckt ein sehr großes Windspektrum/Winkel ab, lässt sich prima fast tanzend rüber und nüber ziehen 🎵, wirkt durch seine Öffnungen extrem ausgleichend 🎵🎶, ermöglicht ein sanftes Segeln, kann was ab und ist sooo wunderschön❣️🤗 Dann schläft er doch mal kurz und völlig ermattet ein.

02.07.2025
Gegen 4:00 Uhr in der Nacht wechseln wir „dem Oxley seine Seite“, der Wind hat gedreht. Später am Tag werden wir es wohl oder übel abbauen müssen, denn Wind und Welle nehmen stetig zu.
8:00 Uhr, 166 Seemeilen haben wir wieder einmal geschafft. Gut 👍.
In 2 Tagen sollten wir da sein, Klaus hat uns schon mal bei Port Control angekündigt und bei der klitzekleinen Marina nach einem Plätzchen nachgefragt. Das heißt, wir brauchen ja immer 2 Plätzchen. Wir sollen uns nochmal melden, wenn wir wirklich da sind. Okay. Weiter geht’s…. 🌊⛵️🌊🌊.
Es segelt sich echt super mit dem Oxley, und eigentlich möchten wir es gar nicht mehr runternehmen. Aber was, wenn wir es dann nicht mehr runterbekommen? Was, wenn der Wind zu stark wird? Viele Horrorgeschichten von anderen Seglern schwirren uns im Kopfe herum. Segel zerrissen, Segel unters Boot geraten, Segel in die Propeller gerutscht und viele üble Folgeschäden…. 🫢. Klaus möchte sicherheitshalber mal ein Probeeinholen starten…………………………………………………..
12:36 Uhr, völlig fix und fertig schmeißen wir uns in den Salon. Von wegen Probeeinholen… 🫣. Gleich zu Beginn bekommt er schon mal die Bergehose nicht herunter, gar nicht. Er zieht und schreit und zieht und schreit, nichts tut sich. Er versucht‘s nochmal, hängt sich mit all seinem Gewicht dran, wie ein Glöckner an eine zu große Glocke, brüllt, doch die Hose kommt nur zentimeterweise runter. Die muss sich oben am Mast wohl mit sich selbst verknoddelt haben. Zieh, zieh, feuere ich ihn an und halte mich an den Leinen bereit, um nachzugeben oder anzuziehen. Da saust das geschaffte Hosenstückchen plötzlich wieder hoch, das Segel bläht sich auf und die Bergeleine hobelt mal eben die Haut von Klaus Fingerspitzen, die aus den Seglerhandschuhen rausgucken, ab. 😮 Das Geschrei kann sich keiner vorstellen! Oder doch? Also Blut spritzt nicht! Ich hätte mir jetzt gerne die Ohren zugehalten, aber halte ja die Leinen in Händen. Ja und dann schreit Klaus auch ständig was anderes. Lösen! Anziehen! Lösen! Ja was denn nun? Ich soll jetzt beide Motoren anmachen und auf 2.000 Umdrehungen gehen. Gut, aber besonders beim linken Motor quietscht der Keilriemen doch arg. Eigentlich soll er sich bei geringer Drehzahl erst warm laufen, doch jetzt ist keine Zeit dafür. Beide Maschinen auf 2.000, und plötzlich ist das Quietschen weg. Na sowas? 🤔 Klaus zieht wieder mit Leibeskräften an der Hose. Soll ich vorkommen und mitziehen, brülle ich? Wir haben die Marriage Saver nicht auf! Nein, ja, nein, …. 😵💫. Immer zwischen den einzelnen Böen schafft er wieder ein Stückchen, dann ist die Hose unten. Puhhh 😮💨! Nun können wir gemeinsam und in aller Ruhe alle 4 Leinen abknoten, aufwickeln und verstauen. Die Hose samt Segel wird ordentlich verpackt und in die Luke gesteckt. Fertig ist die Chose. 🥵 Dann hole ich das Jib raus und hoffe auf 5 Knoten Speed over Ground. Nur so können wir es noch bis Freitag in Samoa‘s Hafen schaffen. Durch die Datumsgrenze ist’s dort dann schon Samstag, und laut unserer Infos findet ein mögliches Einklarieren nur bis 15:00 Uhr statt. Sonntag passiert dort gar nichts. Und ohne Einklarierung, kein Landgang! Aber Wind und vor allem die Wellen nehmen stetig zu, wie vorhergesagt. Die See ist unruhig, kabbelig, einzelne Wellen schmeißen Yuti ordentlich hin und her. Nur mit Bedacht und Festhalten können wir uns noch an Bord bewegen. Zum Glück strahlt die Sonne vom Himmel, ein wirklich guter Stimmungsaufheller. Wie gut, dass das Oxley runter ist! Nur mit dem kleinen Jib brauchen wir uns jetzt, trotz der Wellen und des Windes, keinen großen Kopf mehr machen. Und so geht’s dann auch in die Nacht. Es ist recht ruppig, dennoch fällt Klaus in einen tiefen Schlaf. Sein Körper fordert es jetzt einfach ein.
03.07.2025
Ich halte derweil Nachtwache und es geht gut zur Sache, Schätzchen! Aber das Schätzchen schläft tatsächlich tief und fest. Es bekommt den Squall mit 27 Knoten und starkem Regen nicht mit, nicht die laut scheppernde, umgefallene Lampe, durch starken Wellengang, nicht die wieder wie Bomben unters Boot schlagenden Wellen. Um 2:00 Uhr ist er wieder erwacht und wir wechseln uns ab. Ich verschwinde schnell in meine Koje und baue mich mit Kissen und Decken so ein, dass ich nicht zu sehr hin- und her geschmissen werde. Gute Nacht. 🤪
Um 8:00 Uhr wird auf den Tacho geschaut. 167 Seemeilen haben wir im Sack. Das ist gut. 👍
Der Segeltag verläuft besser als befürchtet. Wir kommen mit 6 Knoten gut voran, die Wellen erreichen nur knapp 3 Meter, nicht 4,5…, und die Sonne lacht vom azurblauen Himmel. ☀️ So geht’s auch in die nächste Nacht, bloß ohne Sonne. Mal ziehen Squalls an uns vorbei, mal erwischt uns ein Schäuerchen. Mal treffen uns kräftige Böen und heben uns hoch oder schubsen uns seitlich weg. Es geht aber, nur ordentlich festhalten muss man sich, sollte man es wagen sich zu bewegen. Und bewegen muss sich mein Mann dann auch, denn zufällig und ganz nebenbei fällt ihm auf, dass der sonst quietschende Keilriemen der Lichtmaschine gerissen ist. Baum! Deshalb erstarb das Quietschen so abrupt beim schnellen Hochdrehen auf 2.000 Umdrehungen. 😔 Zum Glück hat Klaus Ersatz dabei, und mit Hilfe des Kochlöffels ist der neue Keilriemen schnell gespannt.
Und schwupps ist’s Samstag, der 05.07.25
Der Freitag wurde mal eben verschluckt, der Datumsgrenze sei es geschuldet. Nun sollten wir langsam machen. An Amerikanisch Samoa sind wir bereits vorbei und erreichen bald West Samoa, mit Apia als Hauptstadt. Vor 9:00 Uhr morgens brauchen wir uns dort gar nicht blicken lassen, da Port Control erst ab 9:00 Uhr besetzt ist. Ohne ausdrückliche Erlaubnis dürfen wir unter keinen Umständen in den Hafenbereich einfahren, so sagte man uns. Also fahren wir erstmal noch unter einem schönen Regenbogen hindurch.

Wir versuchen es jedenfalls und geben uns die allergrößte Mühe,…

doch der bunte Bogen haut immer wieder vor uns ab. Dann begrüßen wir aufs freundlichste Samoa! Hallo Samoa, Talofa Samoa 🇼🇸.
So, wir sind da, funken Port Control an und dürfen einlaufen. Unser Tacho sagt, wir wären nun 1.611 Seemeilen gesegelt. 😳 Kann das denn sein?? Sind wir so eine ausgeprägte Banane gesegelt??? Wir können es kaum glauben und haben so unsere Zweifel. Aber was soll’s, wir können unseren Tacho nicht überprüfen, und nun steht das Ankerprozedere auf dem Programm. Aye, aye Herr Kapitän 🫡!
Nächste Mal werde ich dann vom etwas wirren und leicht chaotischen Einklarierungsprozess berichten und erste Eindrücke vom Land einfangen. Bis denne… 👋✋👋.
![Sailing Yuti [maxbutton id="1"]](https://yuti.eu/wp-content/uploads/2021/08/Bild4.png)