Kein Maler, nein, ein Schriftsteller

fand auf Samoa seine frühe und letzte Ruhestätte. Er sprach, „Denn herrlich ist es hier, hier ist mein Haus und wird mein Grab sein, aber daß beides nicht in Schottland ist, tut schon weh. Das werde ich niemals verwinden können.“ Sein allerletzter Ausspruch war, und er griff sich dabei auf seiner Veranda an den Kopf, „Was ist das? Sehe ich nicht merkwürdig aus?“ Das war am 3. Dezember 1894, und er brach bewusstlos zusammen. Wenig später starb er im Alter von nur 44 Jahren im Kreise seiner Angehörigen und Bediensteten, die er wie Familienmitglieder behandelte. Wer war‘s?
Der berühmte, schottische Schriftsteller Robert Louis Balfour Stevenson. Wer kennt ihn nicht? Doch, ihr kennt ihn alle!

Robert Louis Stevenson, der durch den Weltbestseller „Die Schatzinsel“ berühmt wurde…

und Werke wie „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, und „Kidnapped“ nachlegte und noch vieles, vieles mehr. Doch bevor wir auf seinen Spuren wandeln können, müssen WIR noch ein Schlechtwettergebiet und ICH Klaus‘ schlechte Laune überstehen. Warum das? Nicht nur dass uns viele Regengüsse, Schwüle und Feuchtigkeit auf die Nerven gehen, Klaus hat sich zu allem Überdruss auch noch unsere Steuererklärung vorgenommen, und er ist stinkig und übellaunig. Belege lassen sich ums Verrecken nicht einfügen, und es liegen ihm nicht alle Daten vor. Habe ich was vergessen? Bestimmt! 🫣 Ich schreibe zwischenzeitlich am Blog und bereite einen Kartoffelsalat zu, mit Schinken, gedünsteten Zwiebeln, gekochten Eiern und frischen Äpfeln. Ist mal eine etwas andere Kombination, schmeckt aber. 😊 Später stellt Klaus noch zu allem Überfluss fest, dass wir uns jetzt und bis einschließlich Neuseeland, auf einem aktiven Erdbebengürtel bewegen. 🌋 Die pazifische Platte stößt auf die australische und dabei rumst es regelmäßig. 9 Zentimeter Verschiebung pro Jahr machen die Gegend um Samoa, Tonga, Fidschi und Neuseeland zu einer heißen Zone. Daraufhin lädt sich Klaus mal sofort eine entsprechende WarnApp herunter und stellt erstaunt fest, dass alle paar Tage irgendwo in der Gegend leichte Beben gemessen werden können. Oh ha 🫢. Am 29. September 2009 schlug der bisher schlimmste Tsunami über Samoa ein. Nach einem Seebeben bei Tonga gingen 10 Meter hohe Wellen über die Inseln hinweg und bis zu 200 Menschen fanden den Tod. Seitdem testen sie 2 Mal am Tag ihre Sirenen. Ahhh, deshalb das tägliche Gejaule.

Und jetzt zu Robert Louis Stevenson

Ein schöner Sonnenaufgang begrüßt den Tag. Ist das Schlechtwettergebiet jetzt weg? Ich glaub schon. Da hören wir sie wieder, die Blaskapelle. Jeden Morgen um Punkt 9:00 Uhr marschieren und musizieren sie los. Ein Marsch wird geblasen. Bis zum Hissen der Landesfahne wird gespielt, ein Überbleibsel der deutschen Zeit. 🤗
Wir lassen uns von einem Taxi, hier fahren extrem viele Taxen herum, den Hügel hinauffahren, zum Anwesen des Herrn Stevenson.

Ein Mann mit desolater Gesundheit, schon sein Leben lang. Atemwegserkrankungen und später noch eine üble Tuberkulose machten ihm das Dasein schwer, und er war immer auf der Suche nach einem gedeihlicheren Lebensort als Schottland. Erst in seinen letzten Jahren entdeckte er Samoa für sich, kaufte 1889 ein Anwesen mit viel Land und ließ sich bis 1891 ein Landhaus bauen, indem auch seine gesamte Familie Platz fand. Es wurde ein botanischer Garten angelegt, der heute König Charles dem Dritten und seiner Frau Camilla gewidmet ist. Aber mehr als wilde Wildnis ist da nicht wirklich zu finden.

Wir erkunden den mal…

Aber sein Landhaus plus Parkanlage, was heute auch Samoa gehört, ist herausgeputzt.

Wen nahm er alles mit? Alle! Seine 10 Jahre ältere Frau Funny,

mit deren Sohn Lloyd, Funny‘s Tochter Isobel, kurz Belle

Angestellte und Bedienstete wurden wie Familienmitglieder behandelt. So kamen sie auch alle mit aufs „Familienfoto“.

mit Mann und Sohn und natürlich seine Mutter,

Margaret Isabella

die ebenfalls unter schweren Atemwegserkrankungen litt. Sie reiste aber erstmal wieder ab und kam erst dann wieder, als alles groß genug und fix und fertig war. Sie bekam dann auch das größte Zimmer.

Wofür eigentlich ein Doppelbett? Ihr Mann, Robert‘s Vater, war schon tot. 🤔
Das Zimmer von Funny, Robert’s geliebter Frau.
Das Schlafzimmer von Belle, die sich später von ihrem untreuen Mann trennte und sich um die Korrektur und Reinschrift der Werke ihres Stiefvaters kümmerte.
Der Sohn von Belle fand hier sein Reich, sogar mit kleiner Tafel.
Robert Louis begnügte sich mit diesem kleinen Bett, in seiner geliebten Bibliothek.
Hier liegen auch die Erstausgaben, dreier seiner berühmtesten Werke.

Und wo schlief Lloyd, Funny’s Sohn? Ich hab’s vergessen. Mit ihm befasste sich Robert ebenfalls intensiv, leitete ihn unter anderem an, selbst zu schreiben. Schon weit vor Samoa schrieb Stevenson die Schatzinsel und widmete sie ihm. Gemeinsam kreierten sie die Schatzkarte der Insel. Sie arbeiteten öfter zusammen. Und was machte Funny? Kochen? Nein! Die Küche lag außerhalb des Hauses, aus Brandschutzüberlegungen.

Das Küchenhäuschen, weit genug vom Haupthaus entfernt.

Funny kümmerte sich um die Anpflanzungen und organisierte die Bewirtschaftung des großen Geländes.

Und das war das Wohn- und Esszimmer, mit gemauertem Kamin. Für größere Zusammenkünfte gab es noch einen großen „Saal“ im Erdgeschoss.

Und ging es einem nach solchen Gelagen mal schlecht, gab es extra ein Krankenzimmer, mit Medikamentenschrank und Bett.

Bei den Einheimischen war Stevenson sehr beliebt. Als er gestorben war nahmen viele Samoaner Abschied von ihrem „Geschichtenerzähler“. Begraben wurde er auf dem Gipfel des Mount Vaea, so, wie er es sich gewünscht hatte. Seine Frau Funny, schwer getroffen vom Tod ihres Mannes, verkaufte später das Anwesen und ging zurück in ihr Heimatland, die USA/Kalifornien, baute Häuser und widmete sich dem Nachlass ihres Mannes. Dort starb sie dann 20 Jahre später. Stevenson‘s Mutter ging mit ihr, starb aber schon 3 Jahre nach ihrem Sohn. Die anderen verstreuten sich auf der Welt, blieben aber alle literarisch tätig. Das Anwesen samt Grund und Boden gehört heute dem Staate Samoa. Zuvor residierte dort noch der Gouverneur von Deutsch-Samoa, dann die neuseeländische Mandatsverwaltung und der König von Samoa. Heute ist es ein schönes Museum und uns allen zugänglich. Ich mag es gerne, mich gedanklich in vergangene Zeiten zu „beamen” und mir vorzustellen, wie die Menschen gelebt und vielleicht gefühlt haben. Die Atmosphäre hier ist wunderbar. Es weht ein angenehmer Luftzug und die Blicke sind großartig. Auch aus der deutschen Kolonialzeit gibt es Erinnerungen. (1900 – 1914)

Stramme Jungs. 😃

Man achte auf die Beschriftung! „Unsere neuen Landsleute aus Samoa.” 😉

Zu sehen ist die klassische Tätowierungsmethode, Stammesschönheiten und eine „zivilisierte“ Dame (unten rechts).

Zerstörung der deutschen, amerikanischen und britischen Flotte im Hafen von Apia, durch einen verheerenden Zyklon im März 1889. Das war noch zu Lebzeiten Stevenson’s und in der Zeit der Streitigkeiten dieser 3 Länder um Samoa. Keine Macht wollte durch das rettende Verlassen des Hafens von Apia Schwäche zeigen. Und so wurde alles, bis auf ein einziges britisches Schiff, zerstört. Durch diesen Schock geläutert, begannen danach zielführende Verhandlungen um Samoa. Das Ergebnis war Amerikanisch-Samoa und Deutsch-Samoa, die Engländer zogen sich zurück. Die hatten mit ihren bisherigen Überseegebieten genug an der Hacke.
So, gut gefüllt von Flair und Geschichte wandern wir nun zu Fuß den Hügel hinunter

Die Sprache der Einheimischen ist drollig.
Vorbei an Weihnachtssternen.
Hochgebaute Abfallkörbe statt Mülltonnen. Doch Tonnen haben sie mittlerweile auch. Versteckt hinter Grün, ein einfaches Zuhause.

und zurück zum Boot.

Wo geht es denn da hin? Maua Popo? Entweder heißt das „Unsere reife Kokosnuss“ oder „Wir zwei gehören zusammen“ Hmm…, können wir uns das jetzt aussuchen? Die Häuser hinter der Mauer gehören wohl auch zusammen und sind eindeutig höheren Standards.

Auf halber Strecke kehren wir noch im Scalini‘s ein und füllen nun auch noch unsere Mägen. 🤤

Na, was nehm ich denn? Ich kann mich ja gar nicht entscheiden.

Da nimmt er doch besser gleich zwei Gerichte. 🤭 Meins ist das unten rechts. Es schmeckt sehr lecker, und gestärkt laufen wir weiter nach Hause.

Vorbei an Schulen, Mommy‘s Baby Patrol Station 🤔, an einem College, einfachen Behausungen und dem Hafen von Apia. Mensch, und wo wir und die anderen Segler da jetzt liegen, es werden übrigens täglich mehr, lagen die Flotten von Deutschland, Amerika und Britannien. Fast nicht vorstellbar.
Am Abend begrüßt uns der Vollmond über leicht orange glühenden Wolken. Schön❣️

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