

Aber noch nicht heute. Heute wird gegammelt, gechillt, geruht. 🥱
Doch plötzlich ist’s vorbei mit der Ruhe. Sieben Segelboote auf einen Streich kommen nach und nach in unsere Bucht. Die meisten sind kleine Monohulls. Die scheinen als Flottille unterwegs zu sein. Alles Australier und Neuseeländer, witzig. Aber wie schon erwähnt, die haben es hierher nicht so weit wie wir Europäer.
Ciguatera-Vergiftung?
Auch heute legen wir noch nicht ab, gammeln wieder so vor uns hin und bekommen am späten Nachmittag Besuch von Einheimischen. Im Angebot haben sie Fische von unterschiedlicher Art und Größe. Oh fein, da schlagen wir zu! Ich wähle einen richtig großen Fisch aus, vielleicht ein Job Fisch, genau verstanden habe ich die Fischer nicht. 90 Fidschidollar soll er kosten, also 30 Euro, ich gebe 100 FJD. Da wir schon mehrfach von einer üblen Fischvergiftung durch Cigoatoxine bei Rifffischen gehört und gelesen haben, fragen wir die Fischer danach. Sie schütteln verwirrt den Kopf und meinen, die Fische seien nicht krank. Okay, sie sehen ja auch sehr wohlgenährt und lebendig aus, die Fischer meine ich. Der Fisch wandert zu uns, der Geldschein zu ihnen. Große Freude und ab dafür…

Schnell wird der Fisch seines Kopfs und Schwanzes entledigt, die Innereien entfernt und zwei große Filets geschnitten. Und obwohl wir schon Nudeln zu Abend gegessen haben, packen wir die Filets gut mariniert auf den Grill und brutzeln alles fertig. So können wir den Fisch gut aufbewahren, testen aber jeder ein paar Stückchen. Lecker, sehr lecker!!! Guter Fisch. Beide googeln wir aber getrennt von einander nochmal etwas über diese mysteriöse Fischkrankheit nach. Einige Algen sind mittlerweile von Bakterin besiedelt, die das Toxin Cigua bilden. Die Algen werden von diversen Rifffischen gefuttert, diese dann von größeren Raubfischen verschlungen. Diese Toxine reichern sich in den Fischen immer mehr an, schaden ihnen aber selbst nicht weiter. Jetzt fängt der Fischer wiederum diese Raubfische und verspeist, oder verkauft sie, oder beides. Werden jetzt solche mit dem Ciguatoxin belasteten Fische vom Menschen verspeist, kann das fatale Auswirkungen für diesen haben. Das Gift greift das Nervensystem an. Je nach Menge des aufgenommenen Giftes kommt es zu Dehydration, Schwäche und Herzklopfen, Temperaturempfindlichkeiten und gefühlten Temperaturumkehrungen, sowie zu psychischen Erkrankungen und schlimmstenfalls zum Tod. Diese gestörte Reizweiterleitung kann Wochen, Monate oder gar Jahre anhalten. Fürchterlich!!! Dann googeln wir, welche Fische in Gefahr stehen dieses Gift in sich zu tragen. Puhhh, das sind ne ganze Menge. Halt alle die, die Rifffische futtern. Was unser jetzt genau für einer ist, können wir einfach nicht sicher herausfinden. Dann entdeckt Klaus noch, dass eine 60 Kilometer entfernte Insel von hier, als Hotspot von Ciguatera gilt. Na klasse! 🫢 Was soll ich sagen? Am Ende vom Lied schmeiße ich den ganzen schönen, leckeren Fisch über Bord. Wir trauen uns nicht mehr ihn zu essen. Dazu lauschen wir in uns hinein, ob wir schon irgendetwas an Vergiftungssymptomen spüren. Denn gegessen hatten wir ja etwas….
Aber nein, da kommt nichts und der Fisch war sicher auch gesund. Aber nichts genaues weiß man nicht. Aber eins wissen wir, morgen geht’s in den Busenhalter…
Ziel: Die Hurrikan-Bucht
Warum gerade die? Tja, heute ist Donnerstag, und Freitag im Laufe des Tages zieht ein fettes Sturmtief über die Lau-Gruppe hinweg, bis einschließlich Samstag. Klaus hat schon mehrere Tage immer wieder nach dem Verlauf des Tiefs geschaut und beschlossen, wir segeln zum Busenhalter und verstecken uns dort in der Hurrikan-Bucht. Weit ist es ja nicht, gerade mal 10 Seemeilen. Und da sind wir auch schon. Es geht durch den Pass von Fulaga, übrigens das Atoll, von dem Sarah stammt und ihre Großeltern noch leben, und dann noch ein gutes Stück im Slalom um diverse Unterwasser-Bommies, bis zur besagten Bucht. Wir sind alleine, das ist gut. So sind wir noch völlig frei in der Wahl des Ankerplatzes.



Zum Tagesausklang gibt es zu herrlichem Vogelgezwitscher noch einen wundervollen Sonnenuntergang.





Was für ein Farbenspektakel❣️Ich kann mich kaum sattsehen.
Das Sturmtief kommt,
ist aber noch nicht da. Stattdessen sind mittlerweile 3 Monohulls und ein weiterer Katamaran hierher gekommen, um sich ebenfalls vor dem Sturmtief zu schützen. Über Funk bekommen wir die vielen Funksprüche anderer Segler mit, die sich auf das Wetter vorbereiten wollen. Über noforeignland können wir beobachten, wie auch auf der vorherigen Insel, Ankerbereiche verlassen und andere Buchten aufgesucht werden.
Dann ruft uns die Marina Denarau an und fragt, wann wir denn zurückkommen werden, um unsere Boje in Beschlag zu nehmen? Ja, äh, auf jeden Fall erst nach dem Sturm, plus drei Tage Rücksegeln, also ab Mittwoch nächster Woche….
Ich glaube, dass sie die Boje schutzsuchenden Seglern überlassen möchten, denn auf der Hauptinsel kann es auch ungemütlich werden. Können sie ruhig machen, wir sind ja im Schutze der Hurrikan Bucht. 🙃 Aber noch ist das Wetter gut. So gut, dass ich noch 3 Waschmaschinen durchlaufen lasse, und die Wäsche bei Wind und Sonne hervorragend trocknet. Nur das Essenkochen wird zunehmend schwieriger. Frische Sachen sind aus und Dosenfutter ist nicht wirklich der Knaller. Also gibt’s Nudeln mit Soße. Klaus ist zum Glück sehr leicht zufrieden zu stellen. Für Nudeln mit Soße ist er immer zu begeistern. 😊 Und wo bleibt jetzt der Sturm?
Jetzt aber…
In den frühen Morgenstunden nimmt der Wind spürbar zu. Um 4:30 Uhr werden wir durch zwei Funksprüche aufgeschreckt. Ein Segler informiert aufgeregt alle anderen, dass sein Boot dragged und er mit Motorkraft versucht es stabil zu halten. Ein weiterer Segler schaltet sich ein und meint, neben Yuti wäre noch Platz und guter Untergrund zum Neuankern. Wie? Was? Wo? Wir schauen raus, hören aber weder einen Motor, noch sehen wir ein umherirrendes Boot. Auch hier, in der angeblich so sicheren Hurrikan Bucht bekommen wir kräftige Böen ab. Aber Probleme hat hier doch niemand. Alle liegen an Ort und Stelle. Da meldet sich der 2. Segler und entschuldigt sich, dass er sich mit dem Standort des ersten vertan hat. Der ist ja gar nicht hier bei uns, sondern in der großen Bucht, gleich nach der Riffpassage. Sorry, sorry… Uns ist es sehr recht, dass sich des Nachts niemand bei Sturm noch neben uns quetscht. Klaus bleibt sicherheitshalber im Salon, ich schlüpfe wieder in mein Bettchen.
Über den Tag hauen immer wieder fette Böen über die Berge in die Bucht, Yuti fährt regelrecht Karussell. Gegen 15:00 Uhr ist es besonders arg, und es schlägt uns fast wieder die flexible Zusatzpanel vom Dach. Nicht lustig! Wir sichern sie noch zusätzlich mit Leinen kreuz und quer. Auch wird Yuti ständig bis zum Anschlag der Ankerkette gepustet und schnalzt zurück. Übel! Hoffentlich nimmt der Sturm bald ab! Klaus meint, das geht noch bis heute Abend so weiter… 😕. Das ist natürlich nichts gegen das zeitgleich stattfindende Schauspiel in Alaska, mit Trump und Putin! Nach dem Buch von Carlo Masala, der ein absolut denkbares Zukunftsszenario durchspielt und Lawrows T-Shirt, mit dem Aufdruck „CCCP“, ist doch eigentlich alles spätestens jetzt klar, oder?!!! Mir wird übel und zwar nicht, weil die Böen mittlerweile aus allen Richtungen zu kommen scheinen und Yuti wild hin und her drehen, nein!!!
Wie gut, dass da ein Boot mit Einheimischen vorbeiknattert und uns um Kava anhaut. Bei ihnen im Dorf sei gerade jemand verstorben und sie wären dankbar für eine Spende der einlullenden Wurzel. Wir haben ja noch 3 Bündel und geben ihnen gerne davon ab. Sehr zufrieden tuckern sie zum nächsten Boot. Sie wissen schon, dass ihr kleines Dorf, nicht weit von unserer Bucht, nicht berechtigt ist, Sevusevu zu machen. Wir wissen das natürlich auch, aber was soll’s, wir brauchen diese Wurzeln nicht. Das berechtigte Dorf, bei der großen Hauptbucht, ist noch schwieriger zu erreichen als das Dorf mit Sarah, beim letzten Mal. Wir haben uns schon gedacht, wir fahren dieses Mal einfach ohne Sevusevu wieder raus. 🫢 Aber noch stürmt es viel zu kräftig.
Wir legen ab,…
der Sturm ist weitgehend durchgezogen, es nieselt bloß noch, ist aber komplett verhangen. Fast wie Nebel kommt es mir vor. Wir motoren los. Aber unser Track vom Herkommen ist weg. Wieso das? Auch der Boatspeed geht nicht. Mist!!! Ich werde zappelig. Keine Sicht, viele Untiefen und kein Wegweiser, an dem wir uns ausrichten können. Oh ha! Dann hält Klaus an, lässt Yuti dümpeln und springt ins Wasser. Er taucht zum Rädchen, schnickt es an und kommt wieder an Bord. Boatspeed ist wieder da. Schnell wird sich draußen eingeseift und abgeduscht? 😶🌫️ Nee, mit Abduschen ist nichts, es kommt kein Wasser mehr. Aus keinem Hahn kommt Wasser, die Frischwasserpumpe streikt, plötzlich und ohne Vorwarnung. Nichts zu machen, er trocknet sich schaumig, wie er ist ab und fertig. 🙄 Wieder trocken, haut er kurzer Hand kräftig auf die Pumpe drauf, da geht sie wieder. Weiter geht’s durch die Suppe, hin zum Pass. Die Sicht wird besser, der Himmel reißt auf.


Kurz vorm Pass will auf der anderen Seite ein Boot hinein. Da wir etwas näher am Pass sind, gehen wir, nach einem kurzen und freundlichen Funkkontakt, zuerst durch.

Es geht wieder sehr dicht an Steinformationen vorbei,…

denn der Pass ist schon arg schmal. Jedesmal ist es ein stückweit Luft anhalten.
Nach uns fährt dann der andere rein, wir winken uns zu und danach fährt noch ein weiterer Kat raus. Ordentlich was los hier. Für uns geht es jetzt die über 300 Seemeilen wieder zur Hauptinsel zurück. Passend für unseren Kurs hat der Wind wieder gedreht und schiebt uns schräg von hinten gut voran. Das Screecher ist gesetzt, die Dünung ist moderat, so soll es wohl die nächsten 2 bis 3 Tage bleiben. Die Sonne kommt heute nicht mehr hervor, stattdessen nieselt es immer wieder. So geht es auch in die Nacht.
Wie geht es weiter? Schauen wir mal…
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