Wasser von allen Seiten

und Kälte noch gratis dazu 🥶.
Wir stehen um 6:00 Uhr auf, machen uns fertig, rühren noch schnell das Müsli an, das wir von unserer „Hausmutter“ für‘s Frühstück bekommen haben, knabbern an den Resten der Käseplatte und machen uns schließlich auf den Weg nach Glenorchy, zum Dart River. Immer entlang der zu den schönsten Küstenstraßen des Landes gehörenden Route. Es regnet Bindfäden, die Sicht ist schlecht, von dem landschaftlich schönen Weg zu unserem Wasserabenteuer bekommen wir nicht allzu viel mit.

Die Wolken hängen tief, die Bäume stehen im Wasser. 🌨️
Die Kohlpalmen, ja, so heißen die Pflanzen, zittern im Wind.
So ein grandioser Blick! Und jetzt noch mit Sonne, das wäre ja kaum auszuhalten. 😄
Das sind keine Kreuze am Wegesrand, sondern Verkehrsschildhalterungen.
Toller Spitzberg, sieht aus wie eine Pyramide.
Die Scheibenwischer arbeiten.

Auch bei diesem bescheidenen Wetter, ist die Strecke doch ein Erlebnis. Nebel und Wolken lassen alles mystisch erscheinen. Wie eine Welt der Elfen und Kobolde kommt es mir vor. Kein Wunder, dass in Neuseeland die Hobbits und der Herr der Ringe gedreht wurden. Aber dazu komme ich erst viel, viel später auf unserer Reise zu sprechen.

Da sind wir nun am Tor zum Paradies. Na, ob das für uns und für heute auch zutrifft, das wage ich dann doch mal vorsichtig zu bezweifeln. Wir erreichen den Ort der Veranstaltung mehr als rechtzeitig, wir sind die Ersten.

Die Dame an der Rezeption begrüßt uns freundlich und fragt nach unserem Befinden. Das ist hier so üblich, immer und überall. Nun ja, noch geht’s uns gut. Sie erwähnt, dass das Wetter schlecht bleiben wird und wir die Möglichkeit hätten, die River Safari zu verschieben. Nee, die Möglichkeit haben wir eigentlich nicht wirklich, und wir ziehen das jetzt durch. Gut! Dann müssten wir noch ein bisschen warten, bis die anderen Teilnehmer da sind und das Briefing beginne. Okidoki. Und dann beginnt der “Spaß”. Schnell flitze ich nochmal auf die Toilette, dann lausche ich den Worten der Guide, wie der Tag nun ablaufen wird. Mit dem Jet Boat geht es über die Flachstellen des Dart Rivers zum Funyak Point. Dort steigen wir in die aufblasbaren Kayaks um und paddeln den Fluss abwärts zum Lunch. Danach wird nochmals gepaddelt, bis uns das High Speed Boat wieder einsammelt. Das zweite mal Schnellboot fahren ist dem Wetter geschuldet. Eigentlich würde uns hier der Bus abholen. Da die Straßenverhältnisse das aber zur Zeit nicht zulassen, die Straße oder Brücke ist unterspült, kommen wir in den Genuss gleich zweimal Speed Boat fahren zu dürfen. Auch nicht schlecht! Okay, dennoch konzentrieren wir uns mal auf das Mittagessen. 😉 Doch jetzt geht’s erst einmal zur Kleiderausgabe.

Es wird ausgegeben, pro Person:
– ein Neopreneinteiler ohne Arm
– drei (3!) Fleeceshirts
– Neoprensocken
– Neoprenschuhe
– 1. Regenjacke
– 2. Regenjacke
– Schwimmweste
– Handschuhe
– ein Halstuch-Loop als Geschenk
– eine wasserdichte Falttasche fürs Handy und das Allernötigste

Schwer bepackt, ich kann’s kaum tragen, wackeln wir alle in die Umkleidehütte.

Links die Männer, rechts die Frauen.

Und tatsächlich, ich bekomme alles an und schwanke ins Freie.

Ein Michelinmännchen ist nichts gegen mich. 😄

Schwerfällig schleppen wir uns zum Minibus und werden zum Bootsanleger chauffiert. Fahrzeit, eine (1!) Minute. Okay, laufen hätten wir das Stück wohl nicht können. 😅 Das Speedboat wartet schon. Mit mir steigen 11 mutige Personen ein und nehmen Platz. Die Haltestangen sind beheizt, wow, wir werden sie brauchen, die Stangen und die Wärme. Der Jet-Boat-Pilot, Andy, kann sogar die Wärmezufuhr regulieren. Ich staune! Dann weist uns Andy in ein paar Handzeichen ein, die er unterwegs machen wird, um uns Dinge zu zeigen oder einen Spin, eine schnelle Drehung, anzukündigen. Wir setzen unsere Kappen auf, ziehen den Loop darüber, damit sie 🧢 nicht davonfliegen und stülpen Kapuze eins und Kapuze zwei noch darüber. So, jetzt kann’s losgehen. Andy fährt uns zirka eine Dreiviertelstunde recht unspektakulär über Wasser und Kies zum Funyak Point. Auf Dreher/Spins warte ich vergebens, auch die sonst so beeindruckende Bergkulisse bleibt nahezu unsichtbar. Sie ist hinter Nebel und Wolken verschwunden. 😕 Trotz Wärmestangen sind wir ordentlich durchgefroren, zitter…
Vier Guides nehmen uns in Empfang, teilen uns in 2 Gruppen auf und erklären, wie man Kayak fährt. Immer zwei sitzen in einem Boot, die hinten sitzende Person steuert und gibt die Kommandos. Alles klar, ich sitze vorne, Captain Klaus hinten. Ich könnte ja auch schlecht von hinten über ihn hinwegschauen. 🙃 Da sehe ich, dass der Boden vom Funyak Löcher hat, gewollte Löcher. Das eintretende Wasser dient der Stabilisation. Ach so… Also sind nasse Füße bei 16 Grad Wassertemperatur Programm. Zum Reinschieben und Einsteigen müssen wir sowieso ins Wasser. In den Neoprenschuhen soll das Wasser wiederum für Wärme sorgen. Na dann… Huch, was sitzt man hoch in diesem Gummiboot! Jo, schon wackelig das Ganze!!! Dann geht’s jetzt los, Herr Kapitän. Ich vergaß zu erwähnen, es regnet die ganze Zeit. Fotos machen ist unmöglich. Ein Guide vorne, ein Guide hinten, paddeln wir dazwischen die Stromschnellen runter, immer im Zickzack, auf der Suche nach dem besten Weg. Viel sehen kann ich nicht, die Brille bräuchte Scheibenwischer. Nach ner gefühlten Stunde machen wir einen Stopp, krabbeln steif aus den Kayaks ins Wasser und ziehen die Dinger an Land. Das Mittagessen ruft. Nass bis auf die Haut, mit quatschenden Schuhen stolpern wir über Kies, matschige Wiese, bis zu einem halboffenen Holzverschlag. Da soll es jetzt Mittagessen geben???

Ein Heizstrahler ist schnell angefeuert,…
Heißwasser aufgesetzt.

Zum Aufwärmen gibt’s für jeden einen kleinen Becher Tomatensuppe aus der Thermoskanne. Und die schmeckt unfassbar gut!!! Dann bauen die vier Mädels und Jungs in Windeseile ein Buffett auf. Wir staunen nur und freuen uns schon. 🤤

Trübe Aussichten.
Sind das unsere Funyaks, die da gezogen werden? Ich glaube ja. Geht es später von einer anderen Stelle aus weiter? Vermutlich.
Na, dann lache ich mal, auch wenn mir gar nicht so zumute ist. Ich friere, Klaus auch.

Das Buffet wird eröffnet. Ein wahrer Lichtblick. 😉

Wir bereiten uns jetzt Sandwiches zu, mit lauter guten Zutaten. Obst, Käse und sauleckere Kuchenecken schließen das Mahl ab. Heißer Tee oder Kakao wärmen von innen. Eigentlich hätte ich jetzt nichts dagegen nach Hause gebracht zu werden und mich trockengerubbelt ins Bettchen zu kuscheln. Nein, nein, keine Chance. Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt und gepaddelt. Das Ziel ist eine Art Höhle, und die Funyaks warten tatsächlich an einer anderen Stelle auf uns. Die Guides haben wirklich alle Hände voll zu tun, kein Job für Mimis! Alle sitzen wieder in ihren Kayaks und los geht’s, jetzt aber gegen den Strom. Ein Guide sitzt bei uns noch mit hintendrin, komisch. Mensch, ist das anstrengend. Vorteil, uns wird‘s warm. Der Wasserweg wird immer enger, fast alle Boote sind schon um eine Felsenecke verschwunden, nur das Boot vor uns packt es einfach nicht, obwohl auch dort eine Guide mit im Boot sitzt. X Anläufe nehmen sie, aber es klappt einfach nicht. Sie kommen nicht gegen die Strömung an. Mensch, was ist denn da los? Die beiden jungen Frauen paddeln aber auch sowas von doof und ungeschickt… 🙄.

Das ist die besagte Stelle, aber im Prospekt. Im wirklichen Leben wollen wir in die andere Richtung, rechts um die Ecke und das Wasser ist wild und strömt uns kräftig entgegen. Jetzt hangelt sich unser dritter Mann zum vorderen Kayak und drückt das Boot durch den Pass, irgendwie. Dann jumpt er wieder zu uns rein, dabei falle ich fast aus dem Boot. Menno… 😖. Da kommen die anderen Boote wieder zurück. 😳 Wir paddeln auch noch schnell um die Kurve und dann verstehe ich es. Wir sollen nur kurz einen Blick in die halb offene Höhle werfen, drehen und wieder raus. Dieses ganze Affentheater für eigentlich fast nichts??? Bei Regen, Nebel und Gegenstrom lohnt sich dieser Akt doch nun wirklich nicht. Irritiert paddeln wir zurück, legen wieder am Ufer an und steigen aus. Ehrlich gesagt verstehen wir auch nicht alles, was so von den Guides im Slang genuschelt wird. Nun werden wir jedoch gefragt, ob wir noch einmal circa 20 Minuten zum Jet Boat paddeln, oder abgeholt werden wollen. Ein Paar steigt aus, wir anderen paddeln weiter. Als wir dann ne halbe Stunde später das Jet Boat erreichen, bin ich schon froh. Die Körperhaltung im Funyak ist für mich unbequem, mein linkes Bein krampft und das dritte Stückchen Kuchen drückt mir im Magen die Säure hoch. Wir schleifen noch die Boote an Land, ich fliege in den Sand und habe genug für heute. Das Speed Boat steht bereit, schnell umklammere ich die warmen Haltestangen, und Pedro fährt uns diesmal zurück. Kurz weise ich ihn darauf hin, dass wir überhaupt noch keine Spins gefahren sind. Okay. Pedro ist ein ganz anderer Typ als Andy, Südländer halt. 🤗 Er rast geradezu zurück, immer dicht an den begrenzenden Felsen vorbei und macht mehrere Dreher. Das gesamte Boot kreischt! Das ist Speed-Boat-Fahren!!! Yeah 🥳! Der Regen wird immer noch stärker, und bei hohem Tempo, piksen die Tropfen wie Nadelstiche ins Gesicht. Sehen kann ich schon lange nichts mehr, meine Brille ist beschlagen und nass. 🤓 Frierend und durchnässt sind wir zurück, werfen alles von uns, rubbeln uns trocken und ziehen uns wieder trocken und warm an. Einen herzlichen Dank in die Runde, ihr habt alles gegeben, was nur ging, und das Wetter lässt sich halt nicht bestellen. Bei Sonnenschein und Wärme ist das natürlich eine völlig andere Geschichte. Es hat trotzdem Spaß gemacht. Wir sind gespannt, wie Karin und Rainer dieses Event erleben werden, grins.

Auf dem Rückweg erleben wir unseren ersten Stau in Neuseeland.
Das ist der Grund. Der Gegenspieler wurde gerade abtransportiert.

Die Temperatur ist auf 2 Grad gefallen, der Regen geht in Schnee über, der Schnee bleibt liegen, wir fahren mit Sommerreifen. 🥶

Schneeflöckchen, Weißröckchen… ❄️

Das sieht nach vollem Wintereinbruch im Frühling aus. Bis in die Niederungen wird alles weiß. Wir fahren behutsam und vorsichtig.

Das zarte, helle Frühlingsgrün schimmert hübsch hindurch.
Auf freier Fläche schimmert hingegen nichts mehr hellgrün. Alles verschwindet unter grauem Weiß.

Froh, heile im Arrowtown House angekommen zu sein, schnappen wir uns noch ein Stück Kuchen und verkrümeln uns schnell im Bett. Morgen müssen wir wieder ganz früh raus, bekommen unser Frühstückspaket, verabschieden uns oder auch nicht-ich glaube so früh ist noch keiner wach-und fahren nach Queenstown zum Anbieter von Milford Sound Cruises & Fly. Machen einen 35 minütigen Flug zum Cruiser, schippern durch einen der wunderschönen Fjorde und fliegen wieder zurück. So ist zumindest der Plan! Doch wird es auch so kommen? Die Nacht soll es weiter durchschneien… Na Klaus, was glaubste? Wir gucken uns skeptisch an. Schauen wir mal… 👀 👀.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert