Der erste große Schlag ⛵️

Dieses Jahr, 2024, steht unter dem Motto: « Die großen Schläge » Dieses Jahr müssen wir große Distanzen überwinden, um dem Ziel der Weltumsegelung ein Stück näher zu kommen. Jetzt liegt das Ziel, St. Helena vor uns. Eine kleine hübsche Insel im Südatlantik, die die Strecke zwischen Südafrika und Brasilien fast hälftig teilt. Die Insel, die für Napoleon Bonaparte zum Ort der Verbannung und seines Todes wurde, ist für uns eine willkommene Unterbrechung auf der langen Strecke rüber nach Südamerika. Meine Schwiegermama machte sich auf, St. Helena auf dem Globus zu suchen und meinte überrascht, das ist ja nur ein Fliegenschiss. Selbst die etwa 4.500 Einwohner sind der Meinung, dass der Teufel auf seinem Flug von Afrika nach Südamerika einen Schiss in die unermessliche Weite des Atlantiks fallen ließ. Also diesen Teufelsschiss peilen wir nun an. 🤣

Freitag, 26. Januar 2024
Wir legen um 11:00 Uhr ab, nachdem wir gefühlt tausend Festmacherleinen entknotet und gelöst haben. Unser Tacho steht bei 8.510 Nautischen Meilen, und um 11:40 Uhr sind Groß und Jib vollständig gehisst.

Die Motoren sind aus. Mit 4 Knoten schippern wir von dannen und verlassen ein diesiges Südafrika.

Das Wetterfenster ist nicht ideal, da wir erstmal nur sehr wenig Wind haben werden, aber wir wollen es gerne sanft angehen lassen, und das klappt ja nun auch. Wir wollen uns gemütlich einsegeln.
12:30 Uhr, das Jib kommt rein, das Screecher raus, und zack haben wir 3 Knoten mehr. Gut. Das Meer ist angenehm ruhig, das Screecher tut seinen Dienst, und wie in einer Wiege werde ich in den Schlaf geschaukelt. Schöön❣️War ja heute Morgen auch wieder ein frühes Aufstehen. Nur recht frisch ist es, ich fröstele einwenig. Pullover und Jacke anziehen hilft. Dann geht es wieder los Geräusche zu enträtseln. Wo quietscht es? Kommt da ein Helikopter? Wo kommt das Piepen her? Ach, das Pferd kotzt schon wieder… 16:51 Uhr, wir segeln durch ein aktives Militärübungsgebiet. 😬 Eigentlich soll man sich vorher informieren, ob Übungen stattfinden. Aber wo und wann? Keine Ahnung. Wir fahren da jetzt mal durch und hoffen nur das Beste. Mehrere dieser ausgezeichneten Militärgebiete werden noch folgen…
22:00 Uhr, Mensch, was fahren wir durch eine Nebelsuppe. Das ganze Boot ist schon tropfnass, auch innen ist alles feucht. Solch ein Nebel ist doch eigentlich erst an Namibias Küste zu erwarten, hmm…

Samstag, 27. Januar 2024
00:45 Uhr, wir schippern nur noch mit gut 3 Knoten vor uns hin. Der Nebel hat sich zum Glück verzogen, das Boot kann langsam wieder etwas abtrocknen. Unser GPS vom Funkgerät funktioniert nicht mehr. 🙄

Das Zeichen ganz links leuchtet rot.

Das ist nicht gut! Das bedeutet, im Falle eines Notrufs werden unsere Koordinaten nicht mehr weitergegeben, und auch unser Ankeralarm funktioniert nicht ohne GPS. Aber Klaus wär nicht Klaus, hätte er nicht vorgesorgt und ein Ersatzfunkgerät dabei. Das wird nun aktiviert und initialisiert. Nur den Ankeralarm kann er mit dem neuen Gerät nicht aktivieren. Am Montag wird er eine e-Mail an Garmin schicken, um das Problem zu besprechen.
11:00 Uhr, der Tacho wird abgelesen. 116 Seemeilen haben wir im Sack. Jetzt wird’s aber richtig mau. Wir dümpeln nur noch so vor uns hin. Am Nachmittag frischt es kurzzeitig etwas auf, fällt aber zum Abend hin wieder völlig in sich zusammen. Ein Motor wird zu Hilfe genommen.

Sonntag, 28. Januar 2024
Um 1:05 Uhr gehe ich ins Bett und kann bis 6:20 Uhr schlummern. Herrlich! Doch blöd, ich bin immer noch sehr müde 🥱. Klaus schlief in Etappen davor, hat sich dabei leider völlig verspannt. Auch blöd. Da müssen wir mal ein Wärmepflaster aufkleben. 🧑‍⚕️
Das Wasser ist gaaanz glatt, der Himmel bewölkt

Himmel und Meer fließen förmlich ineinander.

Wir diskutieren jetzt mal über unsere nächsten möglichen Stopps. St. Helena ist gesetzt, obwohl wir von den Mauritiern gelesen haben, dass ihnen dort beim Hochziehen des Ankers ein großes Malheur passiert ist. Der Anker hatte sich in 20 Meter Tiefe mit einem großen, alten Anker verklemmt, etwas brach kaputt und die 60 Meter Kette musste von zwei Tauchern geborgen werden. Nicht schön! Die Mooringbojen dürfen ja nicht mehr benutzt werden, man muss also bei schlechtem und tiefem Untergrund ankern. Was will man da machen? Hoffentlich ist der Andrang nicht zu groß, und wir finden ein gutes Plätzchen. Aber danach, was machen wir dann? Die Möglichkeiten auf brasilianischer Seite klingen nicht verlockend. Es ist wohl nahezu unmöglich in Brasilien einzuklarieren. Segler berichteten von ihrem Martyrium vor ca. 7 Wochen. Außer in Salvador, dort sei ein einigermaßen vernünftiges Einklarieren möglich. Aber dort darf man dann aus Sicherheitsgründen sein Boot nicht für längere Zeit verlassen zum Beispiel, um das Land zu bereisen. Dazu passt, das Salvador Stadt eine ziemliche Verbrecherstadt sein soll. Fazit, Salvador wär kein gutes Ziel. Es gäbe noch eine vorgelagerte Insel. Die « Reicheninsel » Fernando de Noronha. Dort ist es wohl sicher, Einklarieren kann man auch, aber der Preis pro Tag fürs schnöde Ankern, liegt bei 100,- Euro pro Person. Vergiss es! Aber, es gäbe noch eine Möglichkeit ganz im Osten Brasiliens, Cabedelo. In Cabedelo ist eine Marina, die von einem Franzmann gegründet wurde, der dann dort hängen blieb und diese betreibt. Der ist recht nett, antwortet auf E-Mails, und die Mauritier sind dorthin unterwegs. Grund genug, da mal Kontakt hin aufzunehmen.
11:00 Uhr, das Tachometer wird wieder abgelesen. Von gestern auf heute kommen 95 Nautische Meilen dazu. Okay ✅
Heute wollen darüber hinaus aber nicht mehr viele Meilen dazukommen, wir dümpeln mehr oder weniger bis in die Nacht hinein vor uns hin. Die Besegelung ist unten. Eigentlich ist das ganz schön. Das Boot steht auf glatter See, alles ist ruhig, die Sonne geht unter, der Mond geht auf und die Sterne funkeln.

Hier beim Sonnenuntergang könnte man meinen, dahinten am Horizont wäre Land. Ist es aber nicht, das sind alles nur Wolken.

Das ist der Mond, der so tut als sei er die Sonne und will uns hinters Licht führen.

Es ist aber und bleibt es auch, der Mond!
Sternenhimmel

🥱, na dann bis morgen….

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