Oh wie schön ist P… äh, San-Blas

Jeder Segler der nach Panama kommt, muss auch die San-Blas-Inseln besuchen. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz! Aber eigentlich heißen die vor Panama im Karibischen Meer gelegenen Inseln gar nicht mehr so, sondern Guna Yala Islands. Das ist die Sprache der dort heimischen Guna Indigenen. Um die 300.000 Guna soll es in etwa geben, ca. 50.000 bewohnen 50 der 365 Inseln. Vielleicht sind es auch 370 oder mehr. Dazu kommt ein langgezogener Küstenstreifen, der von den restlichen 250.000 Menschen bewohnt wird. Diese Gebiete gehören zwar zu Panama, genießen aber volle Eigenständigkeit. Die Guna sind autonom, verwalten sich selbst, haben ihre eigene Sprache und leben ein sehr einfaches, von der Zivilisation abgekehrtes Leben. Parallelen zu den Kogi in Kolumbien ploppen auf. Die Guna haben jedoch nicht den Druck oder den Anspruch die Mutter Erde retten zu wollen, die nach ihrer Vorstellung von einem Oktopus erschaffen wurde, sie versuchen eher ihre Kultur und ihre Inselwelt zu bewahren und vor zu viel Tourismus zu schützen. Jeder Segler muss sich zuerst auf der Hauptinsel Porvenir melden und eine Erlaubnis erwerben, für sich, die Besatzung und sein Boot, um im Guna Gebiet cruisen und ankern zu dürfen. Ein wehrhaftes Volk, diese Guna! Kämpften sie erst gegen die Spanier, entzogen sich deren Herrschaft und erstritten später die Unabhängigkeit von Panama. Erfolgreich! Seit 1930 gilt ihr Gebiet als verbrieft autonom. Sie leben von Landwirtschaft und Fischfang. Tourismus spielt bekanntlich auch eine Rolle, Massen- oder Luxustourismus wird jedoch konsequent abgelehnt. Kein Land darf verkauft werden, keine Investoren bekommen Zutritt. Das wollen wir uns natürlich mit eigenen Augen anschauen. Doch zuvor musste das Screecher genäht werden, eine Außenkanntennaht war aufgerissen. Auch beim Groß geht eine Abschlussnaht auf, dafür fehlt mir aber das richtige Brutalowerkzeug. Das bringen wir dann aus Deutschland mit. Um das Screecher nach getaner Arbeit wieder hochzuziehen, musste Klaus mal wieder hoch in den Mast, um das verdrehte Fall zu enttüddeln. Mühsam! Dann wurde noch der Wassertank aufgefüllt, Proviant ergänzt mit etwas Obst, Gemüse und Wasser, und es konnte losgehen.

Und es geht los. Uwe und Luise helfen noch schnell beim Losmachen, winke, winke 👋👋, und wir entschwinden ins graue, regenverhangene Nass. 🌨️ Macht nichts, wir haben Zeit und schippern erst einmal wieder zur Bahia Diesel, ähhh, Blanca. Wir verlassen den Hafenkanal …

schauen parallel das Fußballspiel der Deutschen Mannschaft gegen Ungarn, heehoo 2:0 🥳, …

und liegen um 16:00 Uhr mit gesetztem Anker sicher in der Bucht. Es sieht alles friedlich und sauber aus. 😉 Die Nacht ist ruhig, bis auf ein bisschen Brüllaffengebrüll…
Am nächsten Morgen, nach sehr viel Brüllaffengebrüll, beschließen wir das Dinghy schon mal startklar zu machen. Das heißt, Regenwasser ablaufen lassen, Motor anbringen und Probe laufen lassen. Ach nein, was ist das denn? 😣 Der Dinghy-Bezug ist schon wieder durchgescheuert. Da wo es unter dem Träger klemmt ist meine vormalige Nähaktion komplett weggescheuert. Doof‼️ So kann ich das nicht lassen, da muss ich wieder ran! Also Dinghy runterlassen, Schutzbezug abziehen und das große Loch im Bezug mit Stoffrechtecken schließen, mit den letzten die wir haben. Das dauert! Gut, dass das Wetter hält und ich ungestört arbeiten kann. Es hat jetzt aber so lange gedauert, dass wir beschließen noch eine weitere Nacht zu bleiben. Gut, dann können wir ja wohl endlich mal unser Kajak ausprobieren! Das schleppen wir nun schon seit Südafrika mit uns herum und wissen gar nicht, ob es überhaupt was taugt. Also abknoten das Teil, zur Treppe hieven, Wasser rauskippen, Stöpsel rein, Leine anbinden und zu Wasser lassen. Paddel zusammenstecken, reinsetzen und losbinden. Viel schreien und jolen, bitte nicht umkippen und reinfallen und zwei wackelige Runden drehen… Jetzt wieder aussteigen ohne umzukippen, fast unmöglich, klappt aber doch, gerade so. Puhhhh 😮‍💨. Mir san halt net mähr dreißig! Nun wieder alles zurück. Hochhieven, auf die Träger bugsieren, festbinden, Paddel verstauen… Für heute langt’s! 🥵

Nach frühem Wecken durch die Affen, brechen wir aber erst um 10:39 Uhr auf, um läppische 15 Seemeilen weiter, zur Green Turtle Bay zu motoren. Wenige Minuten vor 15:00 Uhr liegen wir wieder vor Anker. Hübsch ist es hier.

Links am niedlichen Leuchttürmchen vorbei liegt eine kleine Marina. Wir bleiben aber davor, schippern wir doch morgen früh gleich weiter. Auch diese Bucht ist wieder durch Riffe geschützt und eingerahmt.

Was guckt da hinten aus dem Wasser?

Diese Steingruppe sieht doch tatsächlich aus, wie drei wütende Brüllmonster… ?!? Mal hören, was die Brüllaffen hier zu sagen haben? Ein herrlicher Sonnentag geht zu Ende, und ein etwas altersschwacher Kat kommt noch um die Ecke. Ein kleiner knatternder Dinghy-Motor treibt ihn langsam voran. 🤭

Orange Ufos schweben herbei❣️
Ein ganz junges Pärchen sitzt drauf und eine ukrainische Fahne flattert im Wind.
Schöne Abendstimmung, aber Menschen sind keine zu entdecken.

Gute Nacht Wackelpeter, gute Nacht Wackelliese. (🛶)

Der heutige Morgen beginnt so ganz anders, als der gestrige Abend endete. Starker Regen begrüßt uns aus dunklem, wolkenverhangenem Himmel. UND, eine große Gewitterzelle soll gleich noch dazukommen. Die Ukrainer zuckeln ab. Wir wollen auf jeden Fall die Gewitterzelle noch abwarten! Und da ist sie auch schon. Es schüttet wie aus Eimern, es knallt und blitzt… 🌧️⛈️🌨️ und windet stark.

Wassertropfen schlagen wie kleine Bomben aufs Kajak ein.

Aus Sicherheitsgründen hatten wir alles vom Strom genommen. Jetzt, wo das Gewitter abgezogen ist, schaltet Klaus den Plotter, Starlink und Co. wieder an und stellt fest, der Anker muss sich gelöst haben, wir sind zu weit weggedriftet. Schnell muss ich zum Anker vorlaufen. Regenjacke an, Kappe auf und Bridle lösen, Anker lichten und ab durch die Mitte, bevor wir noch Riffkontakt bekommen. Es ist 10:23 Uhr und wir motoren in Richtung Guna Yala (San-Blas) Hauptinsel, Porvenir. Die Sonne wird sich heute wohl nicht mehr zeigen, ist die Regenwolke doch zu einem riesengroßen, undurchlässigen Regengebiet angewachsen.
14:00 Uhr, das Segelrevier wird schwieriger, den Plotterangaben darf nicht mehr ausschließlich gefolgt werden. Das Inselgebiet ist durchzogen von sehr vielen Riffen, Felsen und Untiefen und nur mit Hilfe der Bibel, dem Bauhaus Buch, sollte man sich hier hineinbegeben! Eric Bauhaus gab vor 10 Jahren seine 5. Ausgabe heraus. Zuvor durchmaß er die gesamte Gegend der San Blas Inseln in mühevoller Kleinarbeit und stellt seine Erkenntnisse uns Seglern zur Verfügung. Doch an das Buch heranzukommen ist ja bekanntlich gar nicht so einfach und glückte uns zum Glück in Santa Marta, ich berichtete. Jetzt müssen die Bauhaus-Karten kontinuierlich mit unseren Plotterangaben abgeglichen werden, um unbeschadet nach Porvenir zu gelangen. Da vorne liegt es…

Wir haben den Anker noch nicht vollständig gesetzt, da fallen sie auch schon über uns her. Die Guna-Weiber mit ihren Molas. Hilfe‼️

Zwei Einbäume mit jeweils drei Frauen kommen gerudert, entern ungefragt unser Boot und breiten sich mit ihren Waren bei uns aus. Ich habe noch nichtmal die Bridle drinnen und Klaus ist schockiert. 😳

Es babbeln 6 Weiber auf Guna auf uns ein, preisen ihre Stickarbeiten an und drängeln sich noch gegenseitig weg, um jeweils ihre eigenen Arbeiten anzupreisen. Es ist die reinste Verkaufshölle! 👹 Ermattet kaufen wir eine bestickte Flagge, 2 Molas, ein besticktes T-Shirt, ein besticktes Täschchen und ein Armband für Klaus, der schon fast nicht mehr bei Sinnen ist. 105,- Dollar wechseln den Besitzer 💸 … Hilfe, wir können nicht mehr‼️ Sie sollen jetzt bitte wieder gehen! 🙏 Aber das dauert noch, denn von einer oder zweien haben wir anscheinend nichts gekauft und die sind jetzt sauer. Noch ne Mola? 😵‍💫 Neiiin! 😵 Schluss, Ende, Aus‼️Gegen 18:00 Uhr haben wir es überstanden, sie ziehen ab.

😮‍💨 😳 😣 🤭 😮‍💨 🤯 🫠 😮‍💨 😵 😵‍💫 🤪 😮‍💨

Unser Permit können wir heute nicht mehr kaufen, die Offiziellen haben Feierabend. Morgen um 8:00 Uhr ist der Schalter wieder geöffnet.
So, was haben wir denn da jetzt gekauft?

T-Shirt und Tasche gehören nicht zu den traditionellen Arbeiten, aber die Stoffrechtecken sind nach klassischer Guna-Art bestickt. Was bedeuten sie? Es war einmal, vor langer Zeit, da liefen die Guna recht nackiglich herum, bemalten aber ihre Körper mit wunderschönen, farbigen und kulturellen Mustern. Dann kamen irgendwann, mit den Spaniern, auch die Missionare und bekehrten die Guna, doch bitte ihre Blöße zu bedecken. So fingen sie an, bunte Stoffe mit ihren vormaligen Körpermalereien zu besticken und liefen fortan sehr bunt und fröhlich gekleidet auf ihren Inseln herum. Die Stoffrechtecken bildeten Front und Rücken eines Oberteils. Mola heißt in Guna-Sprache, Kleidungsstück. Das war exotisch, und es dauerte nicht lange, da wollten auch andere solche Stickereien haben. Ein florierender Handel mit Molas nahm seinen Anfang. Und was mache ich jetzt mit den bestickten Rechtecken? Hmm, vielleicht nähe ich daraus einen Kissenbezug. Mal sehen… 🤔.
Etwas verdattert über unseren großen Einkauf wandern wir in unsere Kojen und werden bestimmt viele „bunte“ Mola-(Alb)Träume haben. 🫣

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