6:00 Uhr, Mutti-Gespräch, 7:00 Uhr, Mama-Gespräch, und schon werden wir wieder belagert. Ich höre nur, Olá, Rotzen und Spucken. Iiiii, das muss ein Mann sein… Ich will nicht hingehen, Punkt!
Kurze Zeit später, wir wollen gerade das Dinghy für die Überfahrt nach Porvenir startklar machen, kommen sie wieder. Ein Mann und 2 Frauen. Ich rufe, wir kaufen nichts, wir kaufen nichts, wir haben gestern schon…, da streckt er mir seine Hand hin und begrüßt mich freundlich. Willkommen in Guna Yala Islands, willkommen auf El Porvenir. Upsi… Ob wir zum Stempeln kommen, seine Frage? Jepp, das hatten wir gerade vor… Okay, er erwarte uns drüben und zuckelt ab. Will ich das ??? Da startet gerade ein Kleinflugzeug von der kurzen Lande- und Startbahn auf Porvenir.


Wir liegen übrigens mittlerweile zu dritt vor Anker, und ein viertes Boot kommt gerade noch dazu.

Und Pelikane sind auch im Anflug. Ordentlich was los hier…


So, es wird Zeit überzusetzen, und wer steht am Steg und wartet? Rotzi! 🙄 Er hilft uns das Dinghy an Land zu ziehen und führt uns zum Schalter.


Eigentlich unnötig aber dennoch nett sagt er uns, welche Papiere der „Beamte“ von uns haben möchte, was wir zu zahlen haben und für welches Gebiet die ausgestellte und gestempelte Erlaubnis gilt. Wie? Wir dachten die gilt für das gesamte Guna Yala Gebiet? Nee, für einen weiter entfernten Inselbereich müsste man vor Ort nochmal bezahlen. Aha. Jetzt werden 50 $ für Yuti und 20 $ pro Person fällig, also 90 $ insgesamt. Dann bekommen wir unser Permit. So einfach ist die Verständigung allerdings nicht! Keiner spricht wirklich Englisch. Es ist ein Kauderwelsch aus Englisch, Spanisch und Guna. Oft raten wir nur, was wohl gemeint sein könnte. Soweit so gut, jetzt fragt er uns, ob wir noch Obst und Gemüse kaufen möchten? Joo, das wäre nicht schlecht, meine ich. Wo hat er denn seine Ware? Bis wir verstehen, dass er mit uns in unserem Dinghy zu seiner Insel fahren möchte… Okay, 🤔 können wir machen, liegt ja alles recht dicht beieinander. Und so düsen wir los zu der Insel, wo die 6 Weiber herkamen…



Er weist uns den Weg, denn hier sind wirklich überall Riffe, die auch für Dinghys durchaus gefährlich sein können!

Als erstes sehen wir ein Langusten-Haus, eine Art Fangstation, dann Müll und Bauschutt.


Dann wird es sauberer…



Das ist die typische Bauweise hier. Bambusstäbe locker aneinander gebunden, keine Fenster, Wellblechdach.


Dieses Haus ist das Versammlungshaus, noch etwas traditioneller mit Palmenblättern eingedeckt. Jeden Tag kommen hier die Männer des Dorfes zusammen, um Probleme und andere Dinge zu besprechen. Oha. Ich dachte die leben hier in einem Matriarchat? Ja, tun sie auch. Aber das bedeutet nur, dass die Männer nach der Hochzeit im Familienclan der Frau leben, nicht dass die Frauen auch herrschen. Wieder was gelernt. Ich möchte wissen, was sie mit Problemfällen machen? Was ist, wenn jemand kriminell wird, also echte Probleme bereitet? Dann rufen sie die Polizei aus Panama und lassen den Übeltäter nach Colón bringen. Sieh an! Das hätte ich nun wieder nicht gedacht!!

Kuna oder Guna?? Bis heute hört und liest man von den Kuna. Aber, ihr Alphabet kennt kein ‚K‘ und so nennen sie sich Guna und ihren Lebensraum Guna Yala. Am Ende werden wir hier auch noch typisches Kuna-Brot kaufen.
(Vier dünne, kleine, wabbelweiche Stängelchen.)







Er hat schon eingekauft, jetzt kaufe ich, Bananen, Zwiebeln, Tomaten und Gurken. That‘s it. Kurzer Small Talk mit Rotzis Freunden, dann geht’s zurück zum Dinghy. Er zeigt uns noch die Schule, den Volleyball-Platz und die Krankenstation, auf der es ausschließlich „Panamamedizin“ gibt. Lustig, so nennt er die westliche Chemiemedizin 💊, denn sie haben parallel dazu noch ihre eigene, traditionelle Medizin 🌱🍄☘️🪸… Am Dinghy angekommen, geht’s wieder zurück zu El Porvenir, um ihn dort abzusetzen. Er bekommt ein 10 $ Dankeschön-Trinkgeld und wir tuckern zurück zu Yuti. Anker lichten und ab zu den Chichime-Cays. Unterwegs kommen wir an anderen kleinen Inseln vorbei. Alle sind klein, kleiner am kleinsten und sehr flach. Bei Flut, und die ist hier nur 30 cm, ist der Strand drumherum weg.


Um 11:40 Uhr liegen wir vor Anker und zwar genau vor der Insel, nicht mittig, sondern etwas weiter rechts. Links könnte man zwischen zwei Inseln ankern, aber da ist es definitiv zu voll. Mindestens 11 Boote haben wir vorhin gezählt. Wir bleiben lieber draußen.

Da ruft eine kräftige Frauenstimme, olà! Mola Lisa stellt sich vor. Die berühmte Mola Lisa, die weit über die Grenzen für ihre feinen Mola-Arbeiten bekannt ist. Wir hatten auch schon von ihr gehört. Jepp, was soll ich sagen, wir kaufen. 😉 4 Molas und zwei bestickte Pads wechseln den Besitzer, ebenso 100 US-Dollar. So, jetzt reicht‘s aber, stöhnt Klaus, sonst sind wir innerhalb von 48 Stunden pleite. 🫣 Ich ziehe mich zügig zurück und gehe schnorcheln. 🤿 Mal sehen, was das näheste Riff so zu bieten hat? Joo, ist ganz nett, wenn auch nicht viele Fische zu erhaschen sind. Toll sieht es aus, wenn abgefallene Palmenwedel urplötzlich am Grund auftauchen, oder gar ganze Baumstämme sich sanft in den Wellen wiegen, als wären sie leicht wie Federn. Witzig auch, wie abrupt die Wassertemperatur zwischen erfrischend bis heiß wechselt. Für heute war’s das… Schnell noch ein Blick rüber zu den Gewittersqualls,…


die sollen mal schön da bleiben wo sie sind und zu zwei Inselchen, wo sich gerade die Boote nur so ballen.

Bei uns gibt’s jetzt Fußball ⚽️! Heehoo…
Neuer Tag, neues Glück. Ich schicke Klaus zum Schnorcheln, bevor uns die Gewitterwolken erreichen. Er kommt ziemlich begeistert zurück. Viele Fische, große Fische, 3 Baumstämme und 1 Adlerrochen, ein großer!, ist seine optische Ausbeute. Der Adlerrochen

kommt ihm mehrfach richtig nahe. Manchmal, nach seinem Geschmack schon zu nahe, aber es passiert nichts. Klaus ist mehr als zufrieden, da er das so nicht erwartet hatte.
Jetzt wollen wir mal unsere Ankerinsel entdecken und machen unser Wackel-Kajak fertig.


Mehrere schöne Blicke gilt es für die Erinnerung festzuhalten. 📸






Aber das Müllproblem gibt es hier natürlich auch. Auch wenn der Müll nicht zwingend von hier sein muss. Durch Strömungen der Meere könnte er von überall herkommen und jeden Tag aufs neue angeschwemmt werden.

Wir wollen einmal um die Insel spazieren, kein großer Job!



Wir kommen an mehreren einfachen, Hütten 🛖 und bunten, touristischen Hütten vorbei. Aber los ist hier nichts! Gar nichts. Es ist eben keine Saison. 🤷
















Ah, da sind ja mal ein paar Guna! Aber schau dir das an. Die älteste Tochter hält ein Handy vor sich und kleine Schwester, Mutter und zahnlose Oma schauen zu. Was da wohl läuft? Eine Telenovela? Irgendwie erscheint uns das Leben der Leute hier doch etwas bedrückend. Sehr arm, sehr reduziert, dennoch westlichen Einflüssen ausgesetzt und ziemlich alleine. Jedenfalls auf den entlegeneren Inseln. Rund um Porvenir waren die Inselchen picke packe vollgebaut, auch nicht wirklich schön. Jetzt sind wir an dem Inselstückchen, wo wir die vielen ankernden Boote gesehen haben.


Gerade noch um die Kurve spaziert, und da sind wir wieder an unserem Kajak.

Zurück an Bord, gibt’s nach dem anstrengenden Zurückhieven des Kanus erstmal eine süffige Bananenmilch. 🥛🍌Alva sagte mal über‘s Skifahren, das schönste ist immer das Weinen… 😭 Ohhh… Ich weine heute auch mal, aber so richtig, mit Rotz und Wasser. Warum? Drei große Zwiebeln werden von mir bearbeitet, um Schmorzwiebeln herzustellen. Ohne Taucherbrille! Ein Fehler❗️Klaus flüchtet aus dem Salon ins Freie. Nach einer Zeit der Beruhigung, gibt es dann Kartoffelbrei mit eben diesen Schmorzwiebeln und einem Tomaten-Gurkensalat. Uff…
Morgen schippern wir zu Dog Island, der Hundeinsel?? Ich weiß nicht warum die so heißt. Ziel wird ein versunkenes Wrack aus dem Jahre 1950 sein. Spannend! Na dann schlaf mal gut mein Zwiebelflüchtling. Du auch, meine Heulsuse!
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